Troppbergwarte (542m), Wienerwald, mit Sicht zum Toten Gebirge (10.12.25)

Track mit GPX Studio korrigiert (Unterlage: Open Topo Map)

Route: Untertullnerbach (9.15) – Troppberg (542m, 11.00-11.30) – Peilerstein-Westgipfel (445m, 11.55) – Ostgipfel (436m) – Gablitz (Poststeig, 12.55) – Hahnbaumberg (413m) – Buchberg (462m, 13.50) – Rehgrabenberg (465m, 14.00) – Siedlung Augustinerwald – Vorderhainbach (15.30)

Höhenmeter | Strecke | reine Gehzeit: ca. 760hm | 20,2 km | ca. 5,5 Std.

Viecher: viele Meisen, Buntspecht

Nach längerer Zeit wieder eine Wienerwaldwanderung mit neuen Gipfeln. Zugleich auch eine aus historischer Sicht abwechslungsreiche und spannende Wegführung. An den Premiumgatsch muss man sich diesen Winter wohl gewöhnen. Neben der für mich bisher maximalen Fernsicht von der Troppbergwarte stieß ich beim Peilerstein-Westgipfel auf eine Sandstein-Inschrift, die einer genaueren Betrachtung bedarf.

Bei Touren alleine fällt mir die Entscheidung manchmal schwer, einen Plan einfach durchzuziehen. Erst hatte ich mir den Krummbachstein überlegt, dann schon den Anninger geplant, bis ich kurzentschlossen auf die Troppbergwarte umdisponierte. Zu verlockend schien die Aussicht, über den Nebel weit nach Westen zu sehen. Je nördlicher im Wienerwald, desto die besser die Sicht zu den oberösterreichischen Alpengipfeln. Also blieb ich in der U4 sitzen und fuhr knapp zehn Minuten mit der Schnellbahn bis Untertullnerbach.

Von Maske zu Maske (Der Hund starrte auf meine FFP3-Maske)

Das erste Stück kannte ich noch vom November 2021, als ich über den Sagberg Richtung Troppberg stieg, aber keine gute Fernsicht hatte. Dieses Mal ging ich an der Sagbergsiedlung vorbei und am markierten Weg ins Tal des Großen Steinbachs.

Seltener Hainbuchenwald

Im unteren Teil wurde das Gelände immer abschüssiger und war im Schatten extrem vergatscht. Zudem lagen noch einige Bäume samt umgerissener Wurzel vom September 2024 quer über den Weg, die man bisher anscheinend nicht beseitigen wollte.

Querung des Großen Steinbachs (ohne Brücke)

Oben traf ich naturgemäß niemanden (unter der Woche) und befand mich bereits im Anstieg zum Troppberg, als sich der erste Ausblick bot:

Unterberg (1342m), links Reingupf, ganz links schaut knapp Amaißbichl (1828m) drüber. Im Vordergrund links Großer Hollerberg (774m) und rechts Hirschenstein (785m)
Letztes Aufbäumen des Goldenen Dezembers
Durchgucker zum Ötscher (1893m) unterhalb der Aussichtswarte

Statt die Flanke zu umrunden, stieg ich gleich direkt über den Hang hinauf zur schon sichtbaren Warte. Oben stand ein Feuerwehrauto des NÖ Landesfeuerwehrkommandos, in dem Schuppen neben der Warte wurde gearbeitet. Ich hatte schon befürchtet, dass die Warte gesperrt sein würde, doch gab es außer dem lebhaften Westwind kein Hindernis. Denn oben schwankte die Eisenwarte doch spürbar und ich hielt es nicht lange aus.

Buchbergwarte (469m) im Westen, dahinter Hiesberg (558m, 59km) und einige Nebelfelder im Donauraum
Dürrenstein (1878m), Ötscher (1893m) und Scheiblingstein (1622m), ganz rechts Rainstock (1296m)

Blick ins Tote Gebirge!

Hegerberg (655m) rechts, dahinter Geißbühel (849m), zentral der breite Stock Friesling (1339m) in den westlichen Ybbstaler Alpen und darüber schneebedeckt thront das Warscheneck (2388m) im Toten Gebirge (153km)
Totes Gebirge und Sengsengebirge

Etwas weiter rechts wäre wahrscheinlich sichtbar noch der Traunstein gestanden (er steht dort immer noch), aber die schwankende Warte verhinderte, dass ich genau gezoomt scharfstellen konnte.

Die einzelnen sichtbaren Gipfel der Kleinen Karpaten waren möglicherweise durch die Temperaturinversion und Luftspiegelung (Fata Morgana) etwas nach oben verzerrt, weil normalerweise nicht so rund bzw. breit.

Kahlenberg mit Sender, links Vogelsangberg (516m), am Horizont schaut links knapp der höchste Gipfel der Kleinen Karpaten über den Nebel: Záruby (768m, 100km)
Exelberg (516m) mit Vysoká (754m,84km) rechts
Ostrong mit Dunkelsteinerwald davor, am Horizont links Sulzberg (852m), ebenfalls zum Ostrong gehörend

Nach einer kurzen Rast am Fuß der ersten Aussichtswarte betrat ich Neuland, indem ich nach Osten weiterging. Bereits im Jahr 1820 wurde hier vom Forstpersonal ein einfacher Steigbaum mit Sprossen errichtet und 1830 ein Schaugerüst. Von 1962 bis 1991 gab es zudem eine Betonsäule mit Wendeltreppe und Plattform in zwanzig Meter Höhe, die 1985 wegen diverser Schäden gesperrt und 1991 abgerissen werden musste. Faszinierend finde ich diese alten Aufnahmen der ersten Warte mit der seit 1900 betriebenen Schutzhütte auf dem baumlosen Gipfel.

Erster Aussichtsturm aus dem Jahr 1870, im Zweiten Weltkrieg Erhöhung mit Dach, links der 1991 errichtete Stahl-Funkturm mit Aussichtsplattform. Im Vordergrund der Sockel der Betonwarte von 1962

Der September 2024 hatte auch hier Spuren hinterlassen und man sah noch aufgeschwemmte Erde und verformtes Gelände mit entwurzelten Bäumen im Graben.

Tief eingeschnittene Quellbäche des Hauersteigbaches am Osthang des Troppbergs

Bei einer großen Wegkreuzung verließ ich die markierte Route und folgte einem Steiglein nach Osten, das sich mehrmals aufteilte. Wahrscheinlich eine beliebte MTB-Route. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die tief eingeschnittenen Mulden und Gräben mit großen Sandsteinblöcken.

Aufgelassener Steinbruch mit Peilerstein-Westgipfel gegenüber

Ab dem Jahr 1785 wurden in Gablitz laut Ortschronik zehn Steinbrüche verzeichnet, drei davon in Höbersbach. In den alten AMAP-Karten von 1880 hieß der langgezogene Doppelgipfel noch Pallerstein, in der Chronik auch Ballerstein bzw. Palterstein. Daraus wurde 1960 der Pailterstein und ab 1980 hieß er Peilerstein. Der Steinbruch ist auch als Höbersbacher Steinbrach bekannt, wo Greifensteiner Schichten des Flysches aus dem Untereozän (über 34 Millionen Jahre alt) aufgeschlossen sind. Der Steinbruch ist seit über 70 Jahre für das Vorkommen von fossilem Harz bekannt (Copalin genannt, manchmal auch als Bernstein bezeichnet, aber es gibt signifikante Unterschiede zwischen beiden Arten). Um 1900 wurden die Steinbrüche stillgelegt.

Aus einer geologischen Arbeit von 1932
Gipfelkreuz am Westgipfel des Pallersteins (455m)
Runenstein am Gipfelkamm
Kubanische Kosaken

Kosaken aus Kuba? Weit gefehlt! Im 19. Jahrhundert kamen deutsche Kolonisten in mehreren Wellen in das rumänische Dobrudschagebiet. Darunter waren vor allem deutsche Bauernfamilien aus Bessarabien (Moldawien) und Cherson (Ukraine), es wanderten aber auch Kosaken (vor allem Lipowaner, russische Altgläubige) in das multi-ethnische Gebiet ein. Kosaken aus Kuban (nordkaukasische Region Russlands) waren eine große Kosaken-Gruppe. Das Kuban-Kosakenheer wurde 1860 gegründet und 1920 aufgelöst, danach wurden die Kosaken Opfer von Zwangsdeportationen und massenweise getötet. Es war die einzige irreguläre ukrainische Einheit in der kaiserlich-russischen Armee.

Im Zweiten Weltkrieg flohen die Kosaken vor Stalin und dienten in der deutschen Wehrmacht. Sie gingen nach der Kapitulation 1945 in britische Kriegsgefangenschaft nach Österreich, wurden danach von den Briten aber an die Sowjets ausgeliefert (siehe Lienzer Kosakentragödie).

1940 besetzte Bulgarien das Gebiet der Dobrudscha und Hitler vereinbarte mit den jeweiligen Ländern, dass diese Leute in die von Polen und der Tschechoslowakei geraubten Gebiete umgesiedelt wurden. Über 250 Umsiedlerlager wurden eingerichtet. In Gablitz wurde das Kloster St. Barbara Ende 1940 beschlagnahmt und in ein Umsiedlerlager für „1000 volksdeutsche Rückwanderer aus Bessarabien“ umfunktioniert, 1941 wurde es geräumt und diente dann als Heereslazarett (Quelle). In einer anderen Quelle ist davon die Rede, dass bereits am 1. September 1939, also zu Kriegsbeginn, 900 Dobrutscha-Deutsche im Kloster „Kongregation der Töchter des göttlichen Heilands“ untergebracht waren.

Wann die Inschrift „Kubanische Kosaken“ in den Sandstein geritzt wurde, bleibt unklar, aber ein Zusammenhang mit dem Umsiedlerlager scheint naheliegend.

Der Übergang zum Ostgipfel gestaltete sich unerwartet kurzweilig auf schmalen, aber gut sichtbaren Pfad im Mischwald, fast ein wenig Gutensteiner Feeling.

Übergang zum kreuzlosen Ostgipfel
Steinbruchgelände auch unterhalb des Ostgipfels
Maria Reisinger Gedenkstätte
Wächter des Orts
Eignerhaus, das älteste Haus in Gablitz – aus dem 17. Jahrhundert. Der rechte Teil war das Kellerhäusl, im 19. Jahrhundert aufgestockt.
Über den steilen Poststeig strebte ich hangaufwärts und verpasste eine römische Grabstele aus dem 2. Jahrhundert nach Christus knapp
Sonniger Buchenwald
Buchenpilze
Spiegelbild
Aussichtsloser Buchberg (462m) mit Gipfelsteinmann (Vergrößerung rechts unten)
Im zweiten Anlauf (nach 2020) fand ich den KT-Stein des Rehgrabenbergs (465m) auf Anhieb
Leuchtende Nachmittagsonne
Ausgeprägte Tautropfen

Über den weiteren Wegverlauf würde ich gerne den Mantel des Schweigens legen … Ich wollte erst am markierten Weitwanderweg (04er) im schattigen Graben links der Siedlung Augustinerwald absteigen, doch der Steig wurde immer gatschiger und war schließlich so rutschig, dass ich umdrehen musste. Ich stach weglos nach Nordwesten, da in der OTM ein Forstweg eingezeichnet war. Ich fand aber beide Wege nicht mehr.

Leuchtende Buchen am späten Nachmittag
Stattdessen diese moderne Jagdhütte

Also wieder hinauf, womit ich nun aber nördlich vom Buchberg wieder auf den Höhenweg kam und damit einen ziemlichen Umweg hatte. Bei der großen, ebenen Kreuzung zwischen Buchberg und Rehgrabenberg befand sich übrigens von ca. 1930 bis 1960 das „Gasthaus am Hannbaum“ (alte Aufnahmen).

Ich blieb dann oben am Touristenweg (benannt nach den Wanderern, die früher Touristen hießen) und nutzte einen Schlag mit der einzigen Aussichtsmöglichkeit:

Einströmende Nebelschwaden im Wienflusstal, im Hintergrund rechts die Föhrenberge mit dem markanten Großen Flösslberg (584m), links davon Großer Sattelberg (584m) und der Anninger (675m) schaut auch noch knapp drüber.
Etwas verstellter Schneebergblick
Der Schatten wuchs immer höher

Über die Straße stieg ich in den Nebel in Vorderhainbach ab. Nochmal ein beeindruckendes Erlebnis, mit welcher Geschwindigkeit der Nebel das Tal hinaufströmte. Ein Zeitraffer hätte sich gelohnt.

Nebelschwaden, zentral Hochbruckenberg (497m)
Perplexes Schaf, ich war perplex wegen der Gans, die ungerührt danebenstand
Dichter Nebel in Vorderhainbach nahe der Bushaltestelle

Unten war es doch schon empfindlich kühl geworden und ich froh, dass der Bus nach wenigen Minuten kam.

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