Jauerling (960m) ab Maria Laach, Wachau (13.12.25)

Blick Richtung Schneeberg am späten Nachmittag oberhalb von Oberndorf

Wegführung: Maria Laach Kirche (9.40) – Ruine Zeissing – Gießhübl (10.30) – Burgstock/Aussichtsturm (11.25-12.00) – Gipfel (12.25) – Naturparkhaus (12.30-13.30) – Nonnersdorfer Kreuz (14.45) – Maria Laach (15.45)

Höhenmeter | Strecke | reine Gehzeit: 550hm | 15km | ca. 4 Std.

Viecher: 1 Katze

Mein fünfter Jauerling-Besuch und der zweite bei Traumwetter. Erneut mit Traunsteinblick, aber im Gegensatz zum Oktober 2023 weniger dunstig. In der Höhe zogen im Tagesverlauf ein paar ausgeprägtere Cirren und Altocumuli durch, die einen schwach wetterwirksamen Höhentrog ankündigten. Durch diesen sollte der Nebel am Folgetag dichter werden, aber zugleich weiter abheben.

Gotische Wallfahrtskirche und blauer Himmel erahnbar

Wolfgang und ich fuhren bei leicht abgehobenen Nebel in Wien los. Bereits bei der Auffahrt nach Maria Laach wurde der Nebel immer dünner. Bei der Ankunft im Ort schien die Sonne fahl durch die Nebelschwaden hindurch. Es war sogar leicht frostig, mit rund -1 Grad auf knapp 600m Höhe.

Zuerst schauten wir in die sehenswerte Kirche, im Volksmund „Unserer Lieben Frau sechs Finger“ genannt. Der Chor wurde Ende des 14. Jahrhunderts erbaut, die Einwölbung des Langhauses Ende des 15. Jahrhunderts. Im Jahr 1512 wurde der Westturm angebaut. Der spätgotische Doppelflügelaltar aus dem Jahr 1480 ist vollständig erhalten. Links die spätgotische Steinkanzel aus dem Jahr 1500.

Monumentale spätgotische Pseudobasilika
Gnadenbildaltar mit Maria und Jesuskind. Maria hat sechs Finger an der Hand.
Friedhofstimmung
Schlossruine Zeißing (frühes 17. Jahrhundert), es handelte sich aber nur um ein Nebengebäude
Schloss Wasserhof, erstmals 1376 erwähnt mit „Chunrad der Püschinger zu Zayssingen“, um 1617 erweitert, 1858 ausgebrannt, danach wiederaufgebaut

Leider durfte man das Grundstück nicht betreten (Verbotstafel).

Die Nebelgrenze ist erreicht
Hochstaff, Reisalpe und Hochschneeberg über dem Hochnebel
Ötscher, Ebenstein (Hochschwab) und Dürrenstein

Kurz vor dem weiteren Aufstieg machten wir einen Abstecher nach Gießhübl, um einen Blick auf den Wehrturm zu werfen:

ehemaliger Wehrhof mit gotischem Wehrturm (je nach Quellen 12.-15. Jahrhundert), im Jahr 1653 als Edelmannsitz und Meierhof erwähnt
Im Auge des Betrachters

Der Hofhund bellte, aber zeigte sich nicht.

Hinter dem Sattel begann der Nebel. Wir blieben auf der sonnigen Seite. Im Schatten hielt sich Reif. Höchstwert am Jauerling bei +9,6°C

Schließlich erreichten wir die verlassen wirkende Aussichtswarte. Ein Wanderer sonnte sich vor der zugehörigen Jausenstation mit einer Bierflasche am Tisch. Damit war klar, dass die Warte doch geöffnet war, auch wenn niemand oben zu sehen war. Doch es wehte beständiger Westwind am Turm und gemütlicher war es unten auf der Burgstockwiese.

Einige Detail- und Panoramaaufnahmen folgen:

Nebelstein (1017m) und Vysoká (1024m) im Freiwald nahe Tschechien
Ostrong mit nebelgefülltem Urstromtal der Donau
Traunstein (1691m) in der Bildmitte als abgesetzter Zacken, flankiert vom Höllengebirge (maximal 140km entfernt)
Spitzmauer, Großer Priel, Schermberg und Zwölferkogel im Toten Gebirge (117km)
Angerkogel (2114m), Warscheneck (2388m) und Hochmölbing (2336m) im Toten Gebirge. Vor dem Warscheneck stehen die Größtenberge. Ganz links Almkogel (1513m).
Der freistehende Lugauer im Gesäuse, links und rechts schauen einzelne Gipfel der Seckauer Tauern durch (122km)
Haller Mauern
Schneeberg mit Hochstaff, Reisalpe und Hinteralm davor
Die ersten Anhöhen des Waldviertels blieben nebelfrei, hier Blick Richtung Gföhl

Die Nebelgrenze lag recht exakt um 700m herum. Bei diesem Blick nach Nordosten rätselten wir beide, was im östlichen Waldviertel noch so hoch sein könnte. Mein Verdacht:

Im Vordergrund Predigtstuhl (Siegharts, 718m, 53km), links am Horizont Javořice (837m, 98km) in den Iglauer Bergen (Böhmisch-Mährische Höhe)
Rechts Traunstein, ganz links Eibenberg (1598m, 127km)
Totes Gebirge mit Großer Woising (2064m) ganz links, Schönberg (2093m, 134km) mittig und rechts schaut sogar die Hohe Schrott (1839m, 138km) durch.
Schermberg links, zentral Zwölferkogel, rechts Großer Woising
Tieflimauer (1820m) im Gesäuse zentral, rechts Großer Buchstein mit Stumpfmauer genau davor. Links Hochtor und Großer Ödstein mit Gamsstein genau davor. Links der Tieflimauer Bruderkogel (2299m) in den Rottenmanner Tauern (125km)
Bad Traunstein mit dem sogar erkennbaren Wachtstein (Granitfelsen) oberhalb der Kirche. Die Erhebungen im Hintergrund sind bereits über 1000m hoch und nahe der tschechischen Grenze bei Karlstift.
Panorama Nordwest mit Burgstockwiese im Vordergrund

Der Nebel floss übrigens mit erkennbarer Geschwindigkeit von West nach Ost, löste sich aber nicht auf. Allenfalls an den Rändern bekam er vorübergehend Lücken, die sich gegen Abend wieder schlossen.

Trigonometrischer Punkt von 1866 am echten Gipfel
Hochnebel im Tal zwischen Mühldorf und Spitz an der Donau. Links die flache Erhebung Loschberg (800m)
Brandendes Nebelmeer
Pfarrkirche Großheinrichschlag (715m), im Kern romanisch
Burg Albrechtsberg
Sandl (723m) in der Wachau ragte als Inselberg übers Nebelmeer

Im Naturparkhaus hatten wir Glück und bekamen einen reservierten Tisch, den wir eine Stunde später räumen mussten. Aber länger hätten wir wegen der frühen Dunkelheit ohnehin nicht sitzen wollen. Schon lange nicht mehr so ein gutes paniertes Schweinsschnitzel gegessen. Auch der gemischte Erdäpfel-Blattsalat war perfekt.

Schneebergblick mit „unruhigem“ Hochnebel im Donauraum

Im Abstieg vom Hochplateau Richtung Nonnersdorfer Kreuz ergab eine Sichtschneise mit Jungwald nochmals einen beeindruckenden Alpenblick.

Spitzmauer, Priel und Schermberg
Lugauer in Bildmitte, rechts Gsuchmauer, Hochzinödl, Tamischbachturm
Hochtor, Großer Ödstein, Tieflimauer, Großer Buchstein
Alpenpanorama
Beim Nonnersdorfer Kreuz

Der Weg verlief in diesem Bereich zeitweise neben dem markierten Weg auf der Karte, wurde also neu trassiert. Der Forstweg im Abstieg wartete nochmals mit Premiumgatsch auf.

Nachmittagssonne
Eintauchen in den Nebel
Dichter Nebel am Ausgangsort in Maria Laach

Das Gebäude rechts ist ein kleiner Hofladen, der rund um die Uhr zur Selbstbedienung geöffnet ist (Videoüberwachung) und man auch selbst zahlen konnte. Bei all den regionalen Köstlichkeiten fiel mir die Auswahl schwer, aber zumindest die Brandteigringe und das Apfelbrot kann ich empfehlen.

Die Verlockung war groß und so fuhren wir hinter Zeißing nochmal auf den Jauerling hinauf bis Oberndorf und damit über den Nebel, bei schönem Abendrot und unbegrenzter Sichtweite zu den Alpen. Dann hieß es leider Abschied nehmen von der Helligkeit.

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