
Route: Gumpoldskirchen Bf. (9.40) – Kalvarienberg – Siebenbrunnengraben – Anninger (Wilhelmswarte, 675m) – Eschenbrunngraben – Hinterbrühl – Gießwände – Tenneberg (530m) – Gießhübl Hst. (14.35)
Höhenmeter | Strecke | Reine Gehzeit: 780hm | 15km | ca. 4 Stunden 40 Minuten
Ein eisig kalter Novembertag war das. Auf der Rax (1550m) kam das Thermometer nicht über -10,5°C hinaus, auch auf der Jubiläumswarte (450m) blieb es bei einem Eistag mit ca. -1°C Höchstwert. Dazu wehte den ganzen Tag ein lebhafter Nordwind mit Spitzen um 50 km/h. Ich machte daher nur wenige Pausen, in denen ich meinen Tee trank und Mandarinen aß. Kurze Wegabschnitte waren für mich neu, sonst zählte, sich ein paar Stunden bewegt zu haben.
Ganz so fad war es dann aber doch nicht. Im Siebenbrunnengraben entdeckte ich alte Fundamente und begann zu recherchieren. Dazu gleich mehr.
Statt über den Kreuzweg ging ich dieses Mal direkt beim „Loch“ in der Felswand vorbei. Von unten hatte ich es schon oft fotografiert, aber dort war ich noch nie. Entsprechend groß war die Überraschung, dass es sich weder um eine größere Höhle noch einen rustikalen Weinkeller handelte. Im Inneren lagen weiche Matten, oben waren Drahtseile gespannt: Eine Höhle zum Bouldern (Klettern ohne Seil). Kletterrouten führen auch an der Felswand nach oben.

Ein paar Meter nach Westen begann der Anstieg auf den Kalvarienberg mit der Kreuzkapelle aus dem 19. Jahrhundert (1856 erbaut). Von dort hat man einen schönen Blick über den Ort.

Ab dort zunächst weiter zum Weinbergweg.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit entschied ich mich dieses Mal für den Siebenbrunnengraben, den ich vorher erst einmal gegangen bin. Ich hatte jegliche Erinnerung daran verloren, etwa daran, dass sich hier mit der Dreidärrischenhöhle die größte Höhle des Wienerwalds befand – 230 Meter Ganglänge und ein Höhenunterschied von 19 Metern. Sie diente von 1926 bis 1939 als Schauhöhle. Seit dem Jahr 2000 ist die Höhle versperrt, sie bietet Schutz für seltene Fledermausarten (z.B. Kleine Hufeisennase).

Im Areal vor der Höhle sind Fundamente einer künstlich aufgeschütteten Terrasse zu sehen, auf der sich ab 1927 das sogenannte „Bergheim“ befand – eine kleine Schutzhütte. Sie ist in der historischen AMAP-Karte von 1930 eingezeichnet. Daneben befand sich das Brunnenhaus, von dem heute nur mehr Mauerreste übrig sind.



Weiter oben im Siebenbrunnengraben (auch unter Siebenbrunnental bekannt). Wer hier sieben Brunnen sucht, kann lange suchen – Sieben bedeutet hier heilig, also ein Heiliger Brunnen. Mehr zum Siebenbrunnen bzw. sämtlichen Brunnen am Anninger ist auf dieser Seite informativ aufgearbeitet.


Bei der Wilhelmswarte sind nebenan noch Betonsockel einer ehemaligen Sendeanlage aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten [viele alte Ansichten vom Anninger]. Die alte Trafostation versorgte die Sendeanlagen neben der Wilhelmswarte und am Vierjochkogel mit Strom.

Kurz darauf stand ich schon auf der Wilhelmswarte. Viel Sicht gab es naturgemäß nicht. Da ich unterwegs meinen Handschuh verloren hatte, blieb ich keine zwei Minuten oben und stieg gleich wieder ab. Gott sei Dank musste ich nur fünf Minuten gehen, bis ich ihn wieder fand.


Im unteren Eschenbrunngraben hat sich die Waldlandschaft seit dem berüchtigten September 2024 tiefgreifend verändert: Der tagelange Starkregen hatte den Boden aufgeweicht, der Sturm aus westlicher Richtung war dann der Sargnagel für diesen Hang nahe dem Steinbruch:


Im unteren Teil, wo der Eschenbrunngraben ins Kiental mündet. dachte ich abermals darüber nach, die beiden spitzkegeligen Vorderen Otter (430m) und Schwarzkopf (406m) zu besteigen, aber lieber bei milderen Bedingungen mit leichterem Rucksack. Ich querte Hinterbrühl und die Autobahn, ging aber nicht den markierten Weg Richtung Wassergspreng weiter, sondern nach rechts zu einer ausgedehnten Wiese oberhalb der Wiener Außenring-Autobahn. Von dort hatte man einen netten Blick ins Wiener Becken einschließlich Burg Liechtenstein. Die Burg ist übrigens nach dem hellen Fels benannt und nicht nach dem Zwergstaat.

Den Eichberg umrundete ich im Osten und zählte dabei mindestens sechs Baumarten (Buche, Hainbuche, Lärche, Fichte, Föhre, Eiche) – ein schöner Mischwald, zudem Biosphärenpark.

Dort drehte ich noch eine kurze Ehrenrunde entlang der Gießwände zum Tenneberg (530m).



Die ehemalige Schafhütte, dann lange Zeit „Am Gießhübl“ heißt seit dem Pächterwechsel im Mai „Zum schwarzen Schaf“. In die winzige Hütte wollte ich mich aber bei Weihnachtsmusik nicht hineinquetschen. Offenbar gibt es auch kein Schladminger Helles mehr, R.i.P.

Mit dem Bus um 14.45 fuhr ich zurück. Der Wintereinbruch kam dann am Folgetag, wo ich arbeiten musste, aber so ist es eben im Schichtdienst.