
Route: Ebenwaldhöhe (9.15) – Kleinzeller Hinteralm – Schwarzkogel (10.45-11.00) – Jägersteig – Reisalpe (11.35-13.45) – Kleinzeller Hinteralm – Hochstaff (14.50-15.40) – Ebenwaldhöhe (16.10)
Höhenmeter | Kilometer | Reine Gehzeit: 830hm | 12.8km | ca. 4 Stunden
Tour mit Werner. Ein meteorologisch interessanter Tag an einem von uns beiden häufig begangenen Gipfel. Für mich der siebte Besuch der Reisalpe und der vierte des Hochstaffs. Das Himmelsbild gestaltete sich deshalb so spannend, weil vom Balkan her ein klassischer Kaltlufttropfen nordwestwärts Richtung Tschechien eierte. Dabei handelt es sich um ein nur in der Höhe ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, das mit Höhenkaltluft gefüllt ist. Die Grundschicht (0-2km über Grund) war seit Tagen schon feucht und entsprechend mit Nebel oder Hochnebel gefüllt. Das Satellitenbild vom Nachmittag, etwa zum Zeitpunkt, als wir am Hochstaff standen, zeigt die großflächige Stratusbewölkung (kein Nebel am Boden) über Bayern bis in den Donauraum. Obergrenzen 600-800m. Das Höhentief lag über dem Osten von Tschechien mit eingeringelten frontalen Bändern. Das Band über Böhmen/Mähren wies außerdem Konvektion (Schauerbewölkung) auf, mit rund -20 bis -25°C. Wolkenobergrenzentemperatur, das heißt Labilisierung durch die Höhenkaltluft. Vom Hochschwab über Rax bis Schneeberg dominierte dafür Wolkenstau durch die lebhafte Südostströmung mit eindrucksvollen Wolkenwalzen (lokale Föhneffekte).


Beim Sattel dann ein eindrucksvoller Anblick:

Das Klosterwappen hatte um 10 Uhr MEZ noch rund 40km/h, aber mit geringer Böigkeit, also eine vergleichsweise laminare und wenig turbulente Strömung. Die Untergrenze der Absinkinversion lag bei rund 2200m Höhe, also knapp über dem Gipfelplateau. Der Ballonfahrer schien minutenlang erst zu stehen, bevor er mit der mäßigen Südostströmung abdriftete.




Spannend wurde (für mich) die Landung, denn der Ballon fuhr zügig Richtung Alpenvorland, wo der Hochnebel lag, dessen Decke er nicht durchstoßen durfte. Die Perspektive konnte aber auch täuschen und es gab größere Lücken im Nebel, durch die er sicher landen konnte (Bodensicht Voraussetzung).


Kurz darauf stand ich das zweite Mal dieses Jahr am Schwarzkogel, der erst durch ausgedehnten Windwurf/Schläge der letzten Jahre/Jahrzehnte zu einem attraktiven Aussichtsgipfel wurde. Er liegt etwas abseits der Hauptroute zur Reisalpe und ist entsprechend ruhiger. Hier legten wir die erste Rast ein und genossen den unerwartet ungestörten Sonnenschein bei wenig Wind.
Bereits dort bot sich ein prächtiger Blick ins Gesäuse, ins Tote Gebirge sowie zu den Oberösterreichischen Voralpen:
Im Vordergrund rechts der Gipfelhang des Eisenstein (1185m), in Bildmitte abgerundet Prochenberg (1116m), bereits Ybbstaler Alpen, rechts mit der weiten Einsattlung Spindeleben (1066m) und Redtenberg (1028m) bei Waidhofen an der Ybbs. Dahinter jeweils Gaisberg (1267m), Hochbuchberg (1273m) und Herndleck (1026m), alle OÖ Voralpen. Links vom Prochenberg ist blass die Pyramide des Traunstein (1691m, 135km) erkennbar – heute die weiteste Fernsicht. Ganz links blass noch Pfannstein (1423m) und Herrentisch (1333m).


Beim letzten Mal sind wir links gegangen, steil, aber unschwierig hinauf zur Reisalpenstraße. Dieses Mal wählten wir die rechte Variante mit dem Stoffseil, das man aber nicht wirklich brauchte – außer bei Schnee oder Eis.

Das Haus selbst ist im November geschlossen, trotzdem waren einige Wanderer oben und genossen den Sonnenschein auf der südseitigen Terrasse. Wir holten uns Getränke aus dem Winterraum und blieben dann in Summe rund zwei Stunden sitzen. Ohne Wind war es gut auszuhalten. Wirklich eilig, abzusteigen hatten wir es beide nicht.
Nachfolgend ein paar Gipfel in weiter Ferne, auch wenn die Sicht immer dunstiger wurde, speziell nach Westen hin. Als wir den Gipfel verließen, war das Tote Gebirge kaum noch erkennbar. Der zunehmende Dunst war Folge des Luftmassenwechsels im Tagesverlauf, mit aufkommendem Westwind in der Höhe (am Schneeberg drehte der Wind gegen 16 Uhr auf West).



Zumindest in der Theorie ist auch das Höllengebirge sichtbar – hier eine gezoomte und stark kontrastverstärkte Aufnahme. Der flache Kamm des Kasbergs links (1747m, 125km) sowie Kremsmauer (1604m) und Falkenmauer (1569m) rechts waren mit bloßem Auge blass noch sichtbar. Links der Kremsmauer steht der Große Höllkogel (1862m), höchster Gipfel des Höllengebirges in 149km Entfernung – vor Ort aber höchstens mit einem Fernglas zu sehen.




Der große Hund ist leider schon länger an einer Krankheit verstorben. Die Hüttenwirte haben sich zwei Katzen angeschafft und zwei weitere sind anscheinend zugelaufen. Ein schwarzer Kater, der Murli, bettelt immer recht aufdringlich die Wanderer an und geht mit ihnen sogar ein Stück mit.

Nach zwei Stunden wurde die Bewölkung allmählich mehr und im Schatten war es sogleich frisch, eben doch nur einstellige Temperaturwerte. Und einen dritten Gipfel hatten wir ja noch vor uns.
Letztes Foto vom Gipfel der Reisalpe:

Interessant die Grenzschichtkonvektion am Horizont am Oberrand der mächtigen Dunstschicht (Cumulus humilis).



Der Hochstaff war schnell erklommen und mittlerweile stand die Sonne tief genug, um unter den aufziehenden Altocumulusfeldern wieder zum Vorschein zu kommen. Dadurch erlebten wir nochmal ein tolles Licht vor dem finalen Abstieg.



Das für mich spektakulärste Foto (bis auf den Ballon und die Föhnwalze am Vormittag) war der Blick nach Norden Richtung Tschechien (siehe Satellitenbild oben):

Die Quellwolken befanden sich im Grenzgebiet Böhmen/Mähren an der Vorderkante des Kaltlufttropfens bzw. der Labilisierung durch die Höhenkaltluft. In Österreich hingegen stabil geschichtet mit Hochnebel. Große Unterschiede der Schichtung auf engstem Raum.



Der erste Absatz am steilen Steig war durch das Herbstlaub und den feuchten Boden etwas unangenehm, danach wurde es rasch einfacher. Im Aufstieg kam uns noch ein Mann in Jeans und Hemd entgegen, der fragte, ob bei der Kleinzeller Hinteralm Getränke eingekühlt waren, doch wir mussten verneinen.

In Hainfeld beim Landgasthof Schüller bekamen wir spontan noch einen Platz und beendeten den gelungenen Ausflug mit gutem Wildbraten mit Rotkraut.