
Route: Pfandl Parkplatz (9.35) – Sattel (1166m, 11.00-11.30) – Gspranggupf (1368m, 12.13-12.25) – Saiherbachalm (1031m, 13.15-13.35) – Jainzen (14.30) – Hahnlfeld – Parkplatz (15.10)
Höhenmeter/Strecke/Gehzeit: 900hm, 12.6km, ca. 4,5 Std.
Vier Tage Bad Ischl (inklusive Anreisetag) mit dem Alpenverein. Insgesamt waren wir zu zehnt mit zwei Guides: Csaba und Alex. Schon die Anfahrt am Donnerstag mit dem Edelweissbus versprach Spannung aus meteorologischer Sicht, da wir durch die Kaltfront eines Sturmtiefs anreisen sollten.
Daher beginne ich mit meinen Smartphone-Schnappschüssen aus dem fahrenden Bus heraus, alle auf der Westautobahn zwischen Amstetten und Linz aufgenommen. Los gings um 14 Uhr bei der U4-Endhaltestelle Hütteldorf bei warmen 20°C. Da lag der Donauraum noch mitten im Warmsektor mit dünner Cirrusbewölkung. Eine Stunde später zog zunehmend mehrschichtige Bewölkung der Kaltfront auf, vor allem Altocumulus und erste Fallstreifen (Bildmitte). Darunter fiel die ausgeprägte Dunstschicht auf, die mit relativ hohen Taupunkten um 11-13 Grad einherging.

Plötzlich näherte sich vor uns eine weiße Wand. Ich hab davon leider kein scharfes Foto, aber mir war sofort klar, dass es sich um eine Böenwalze handeln musste, denn der Stratus war zu mächtig dafür.

Bei diesem Anblick wird klar, weshalb Outflow Boundaries (aus Gewittern ausströmende Kaltluft) auch „Gravity Current“ genannt werden können. So schön wie an diesem Tag hatte ich das noch nie gesehen, es sah wie die Modellsimulationen in Lehrbüchern aus. Insbesondere die scharfe Obergrenze und Abgrenzung zur homogenen Wolkenschicht darüber, und die hochreichenden Cumuluswolken an der Vorderkante, wo der starke rückseitige Westwind auf den präfrontalen Ostwind traf (maximale Hebung). Am Salzburger Flughafen reichte es für 96 km/h Windspitzen, nach Osten hin schwächte die Intensität langsam ab, aber 70-80 km/h waren es immer noch verbreitet.


Unter der Walze wurde es ziemlich finster und die Blätter wirbelten durch die Luft, über die Autobahn. Aber erst danach kam der starke Regen, der uns bis Bad Ischl nicht mehr verlassen sollte. Als wir bei der Autobahnraststätte Landzeit (gähnende Leere, aber nicht verwunderlich bei den Flughafenpreisen) beim Voralpenkreuz einen kurzen Stopp einlegten, hatte es schon merklich abgekühlt. In Bad Ischl bezogen wir das Bett & Berg neben der Talstation der Katrin-Seilbahn, der einzige gravierende Nachteil war das fehlende Frühstück vor Ort, das man allerdings am Vorabend bestellen konnte. Bis 08 Uhr Nachtruhe deutete außerdem eher auf Seilbahnwanderer hin als für echte Tourengeher. Erstmals versuchten wir es beim Weissenbachwirt bei Bad Goisern, wo ich letzten Herbst gut eingekehrt bin. Der Wirt klang am Telefon gestresst und hatte keinen Platz mehr für acht Personen. Beim Gasthaus Pfandl wurden wir dann fündig, und das Essen war hervorragend – ich nahm die Hirschmedaillons.
Freitag, 23. Oktober:

Das Frühstück sah zwar so aus wie auf der vegetarischen Jausensackerl-Box (für 17,50 Euro), doch war das Gebäck alt und hart und nicht vernünftig zu schneiden. Es waren wesentlich mehr Beilagen dabei als Gebäck, die reichten noch für den Folgetag. Kaffee gabs aus dem Automaten (1,50-2,50 Euro pro Becher). Die Zimmer waren in Ordnung, Heizkörper suchten wir aber vergebens. Nach dem Starkregen am Abend sank die Nullgradgrenze in der Nacht vorübergehend gegen 1400m ab. Oberhalb davon fielen rund 10-20cm Neuschnee. Damit schieden die ursprünglich im Tourenprogramm stehenden Gipfel Zimnitz und Sandling defacto aus, insbesondere letzterer hätte mich sehr interessiert, nachdem er öffentlich nicht ganz leicht machbar ist. Für Freitag waren weitere Regen- und Graupelschauer im Tagesverlauf bei lebhaften Westwind angesagt. Viele sollten es nicht sein laut Lokalmodellen. Csaba gab daher die Überschreitung des Gspranggupf vor. Der unaussprechliche Gipfel wurde laut älteren Karten bereits vor über 130 Jahren so genannt. Wir starteten am etwas verwinkelt auffindbaren Parkplatz oberhalb von Pfandl direkt am Beginn der Engen Zimnitz.

Nach ein paar Minuten mit leichter Steigung auf dem Forstweg …

… gings ans Eingemachte: Hinter der Brücke wurde der Weg sofort steil, ein über weite Strecken schmaler Steig, laubbedeckt, in unzähligen Kehren wanden wir uns den Riedel hinauf. Währenddessen zogen bereits erste Schnee- und Graupelschauer durch.

Kurz verloren den markierten Steig und stiegen ein paar Höhenmeter weglos den Hang hinauf. Oben hüpfte gerade eine Gams davon.


Nach etwa eineinhalb Stunden Gehzeit hatten wir den Sattel erreicht, wo wir die erste Pause einlegten.

Links vom Sattel würde es zum Leonsberg, dem höchsten Gipfel der Zimnitz gehen, den ich im September 2018 bestiegen habe, allerdings von Süden mit langem Abstieg zur nächsten Bushaltestelle.

Wir aber gingen nach Osten weiter, zunächst durch das ausgedehnte Schadholzgebiet, dann nahe an den steilen Nordabbrüchen Richtung Weißenbachtal entlang, die etwas Aussicht boten.




Die Fernsicht erwies sich als ausbaufähig – es zogen gerade Graupelschauer in der Umgebung durch. Wir hielten uns daher nicht lange am Gipfel auf, sondern stiegen nach Norden ab. Zunächst mäßig steil in Kehren, die mit dem Laub recht rutschig waren.

Dann kam die berüchtigte „Seilstelle“. Ich hatte von ihr bisher nur gelesen in meiner damaligen Vorbereitung auf die Zimnitz (ich ging dann anders), es war von einem gespannten Stoffseil über eine steile Wiese die Rede.

Tatsächlich war es eine steile, felsdurchsetzte Leiten, das Seil war locker und man musste schauen, auf der richtigen Seite des Seils zu gehen. Schwierig war es deswegen, weil man im Abstieg nicht sah, wo man hinsteigen musste, aber letztendlich waren es alles gute, griffige Tritte. Bei Schnee und Eis sicherlich eine Spur anspruchsvoller. Wir stiegen einzeln ab, es kamen alle gut unten an.




Bei der Alm rasteten wir zunächst und versuchten – wieder vergebens – erst beim Weissenbachwirt und dann beim Gasthof Wesn in Lauffen einen Platz für zehn Personen zu bekommen.

Über den Forstweg stiegen wir nach Jainzen ab, dabei regnete es leicht. Der Rückweg zum Parkplatz führte uns zunächst entlang der Straße nach Westen.

In Hahnlfeld verbellte uns erst ein Schäferhund (hinter dem Tor), der zweite, etwas ergraute Hund bellte dann gar nicht, sondern ließ sich offenbar auf den Rücken fallen, um gestreichelt zu werden, was angesichts des Gartenzauns nicht möglich war. Damit aber nicht genug der Tiersichtungen …

Bei einem großen Damwildgehege stürmte plötzlich das ganze Rudel im Schweinsgalopp auf uns zu. Normal rennen sie ja eher von mir weg. Ein paar junge Individuen hüpften mit allen Beinen in der Luft über die Wiese wie verspielte junge Hunde und jagten quer über die ganze Weide.

Am Ende des Geheges führte zunächst ein Pfad am Waldrand entlang, der sich aber zum breiten Waldweg auswuchs und uns zum Parkplatz zurückbrachte. Kurz davor meinte ich auch die Jagdsteig-Abzweigung zum Langeckriedel zu sehen.
Wir vollendeten den Ausflug in der berühmten Ischler Konditorei Zauner. Während sich alle mit Kaffee und Kuchen und allerlei Süßem den Bauch vollschlugen, war mir nach der Tour nicht nach Süßem. Ich nahm ein Käseomelett für 9 Euro und ein kleines Bier. Am Vortag hatte ich bereits zu spät Kaffee getrunken und konnte lange nicht einschlafen. Am Abend bekamen wir beim Goldenen Ochsen nahe dem Zentrum noch einen Platz. Ich blieb beim Hirschen, genauer gesagt Hirschrückensteak, wieder exzellente Kost.