
- Wegführung: Türnitz – via Rad – bis Stelzerbachgraben 6 (9.54) – Zittertal – Hohenstein (1195m, 11.58-12.17) – Gscheid (868m, 13.30) – Eisenstein (1185m, 14.30-16.00) – Knedlhof – Türnitz (18.05)
- Höhenmeter/Strecke: 1250hm/20.7km [Rad: 3.8km und 15hm]
- Reine Gehzeit: ca. 6 Stunden 15 Minuten
- Viecher: Steinadler/Bussard
Recht spontan hat mich Günter gefragt, ob ich ihn bei seiner Bike & hike Überschreitung begleiten will. Also haben wir unserer Räder aufgezurrt und sind zuerst nach Türnitz zum großen Parkplatz gefahren, wo wir gegenüber aus dem Sulzbachgraben am Abend zurückkommen würden. Von dort mit dem Rad am schönen Traisentalradweg zum Ausgangspunkt am Stelzerbach. Das Wetter zog ein Sauerkrautgesicht. Ich hatte an den Vortagen etwas schlampig nur auf den Hochdruckeinfluss geschaut und erst bei näherer Betrachtung gesehen, dass feuchte Atlantikluft unter einer starken Inversion zu hartnäckigen Ausbreitungsschichten führen würde – vulgo kompakter Stratocumulus. Womit ich nicht gerechnet hatte, war das starke Nieseln ab dem Gölsental über den Gerichtsberg bis ins Traisental. Beim Wegfahren war es beinahe eine Mischung aus Nieseln und leichten Regen. Jacke mit Kapuze hatte ich keine mit. Das fing ja gut an ;), aber es wurde im Laufe des Tages dann freundlicher und am Eisenstein hatten wir sogar ein paar Sonnenstrahlen.
Wir stellten unsere Räder vor dem Haus Nr.8 ab, dort befindet sich außerdem eine kleine Parkplatzfläche, wenn auch kein offizieller Parkplatz. Richtung Annaberg trieb der lebhafte Westwind dichte Regenwolken. Im Wetterradar sah man davon wenig bis nichts.

Bis zum ersten Etappenziel, dem Hohenstein (1195m), gingen wir zügig in knapp zwei Stunden durch. Meinem Kreislauf tat die kurze Radanfahrt gut. Normal hab ich immer etwas Anlaufschwierigkeiten in der ersten Stunde. So legte ich gleich ein flottes Tempo vor.




Nach längerem Forstwegabschnitt kam die lange Querung ins Zittertal, teils sogar mit Seil zum Anhalten. Am Nationalfeiertag 2022 stiegen wir dort ab, allerdings bei trockenen Bedingungen. Das Septemberhochwasser 2024 hatte auch dort sichtbare Spuren hinterlassen. Umgestürzte Bäume waren zu übersteigen oder unterkraxeln, teilweise war der Steig abgerutscht oder sehr verwachsen. An einer Stelle mussten mehrere Bäume gefällt werden. Nach der Querung waren meine Hosenbeine waschelnass, trockneten aber zum Glück bald wieder.


Ab dem Zittertal nochmals steil hinauf zum Engleitensattel. Und dann wartete schon die Schlussetappe zum Hohenstein. Verfolgt wurden wir dabei von einer Wandergruppe mit eher jungen Leuten (also unter 40 eher). Ob sich das platztechnisch ausgehen würde? Wir zogen ihnen davon.

Auf den letzten Metern wurde der Nebel dichter und kurz vor der Hütte kam Wind auf. Richtig grauslich.

Günter und ich schauten kurz in die Hütte, die bis zum letzten Mal voll war, bei entsprechender Akustik. Wir wollten eh nur etwas trinken und stellten uns mit dem alkoholfreien Bier nach draußen. Recht große Mehlspeisenauswahl. Die Wandergruppe kam etwa fünf Minuten nach uns und war entsprechend konsterniert, dass sie sich nicht reinsetzen konnten. Es stellte sich heraus, dass der Hüttenwirt extra für sie gekocht hatte, denn es waren alles Veganer. Er entschuldigte sich beinahe dafür, keinen Platz zu haben, aber es sei eine Schutzhütte, da könne er niemanden abweisen, der vorher schon da war. Zum Wetter meinte er trocken „Die Sonne kommt gleich“ und „Das ist unser einziger schlechter Witz.“ – sie sollte aber etwa eine Stunde später tatsächlich noch kommen. Zwischendrin kamen weiterhin mehr Wanderer als gingen.
Eine Aussage blieb mir noch in Erinnerung von einer Frau in der Gruppe: „Wir müssen rein, sonst erkälten wir uns!“ Tatsächlich ist es umgekehrt: Bei einer derart stark besetzten Hütte, eng aufeinander, lautstark artikulierend, ohne Durchlüftung, konnte man sich leicht bei jemand anstecken. Draußen bestand keine Ansteckungsgefahr. Wenn man nicht infiziert war, machte Kälte auch nichts aus.


Beim Abstieg hieß es ein wenig aufpassen. Die Steige waren recht gatschig und die Steine und Wurzeln rutschig.


Früher verlief der markierte Steig über den Anestberg (früher: Ohniestberg genannt) selbst, bis er auf den Forstweg darunter verlegt wurde. Der Anestberg selbst ist durch einen hohen Wildzaun nicht mehr hinderlos überschreitbar.





Nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit erreichten wir das Gscheid, wo ein riesiger Pickup abgestellt war, laut Aufkleber ein Wachtelhund-Besitzer. Schöne Hunde.

Zunächst verläuft der weitere Anstieg auf einem schmalen Steig, der den steilen Osthang querte. Auch hier unaufgeräumte Spuren vom September 2024 und ein riesiger Buchenstamm zu überklettern.

Nach der Querung wechselt der Steig auf den Kamm und zieht recht kompromisslos hinauf.



Plötzlich sahen wir rechts vom Weg über der Nordkante des Kamms einen Greifvogel mit riesiger Flügelspannweite. Er setzte sich dann auf einem Ast nieder, aber ich reagierte zu langsam, um nach der Kamera zu zücken. Es könnte ein Steinadler gewesen sein, gefühlt war er für uns beide zu groß für einen Bussard. Über eine Steinadler-Population in der Gegend war uns allerdings nichts bekannt.



Schließlich überstiegen wir den Weidezaun am ausgedehnten Gipfelhang des Eisensteins. Nur knappe viereinhalb Stunden Gehzeit vom Ausgangspunkt weg.


Im Gegensatz zum Otto-Kandler-Haus kam uns nun die fortschrittene Uhrzeit zugute. Außer uns war nurmehr das Hüttenpersonal und ein Pärchen da. Der Hüttenwirt empfang uns wie immer freundlich und wir bekamen noch ein warmes Essen (warme Küche war nur bis 14.30 Uhr). Günter nahm das Kürbis-Orzotto und ich die Knödel mit Salat. Als Nachspeise Mohn- und Buchweizenkuchen. Das Essen war ein Gedicht und so rasteten wir eineinhalb Stunden.







Wir kürzten weglos die lange Forstwegkehre über den Wiesenhang ab.

Mir war zugegeben etwas mulmig bezüglich Abstiegsroute zumute, da unser Weg nach der kurzen Gegensteigung vom Knedlhof weg bei einem Bauernhof vorbeiführen würde, wo ich im Mai 2023 mit einem Begleiter an einen Hannover’schen Schweißhund geraten war. Ursprünglich ging der Weg nämlich einmal mitten durch den Hof. Der Hund bellte uns aggressiv an, ging uns hinterher, als wir durch die Wiese den Hang hinabgehen wollten, und stupste uns dabei unsanft an. Der Bauer drohte damals, die Polizei zu rufen, weil wir sein Grundstück betreten hatten, und weigerte sich, den Hund zurückzurufen.
Seitdem wurde offenbar reagiert. Der Anbau des Wirtschaftsgebäudes reichte nun bis auf den Weg, dafür gab es eindeutige Hinweispfeile mit Markierungen, dass der Hof rechts umgangen wurde. Kein Hund zu sehen.



Kurz nach sechs erreichten wir unseren Ausgangspunkt. Eine abwechslungsreiche Überschreitung, Wegbeschaffenheit durch Nässe und Gatsch etwas anspruchsvoller als gewohnt.
