Stubwieswipfel (1786m) über Höll (01.10.25)

Gipfelkreuz bei leichtem Schneefall

Eckdaten:

  • Wegführung: Wurzeralm Talstation (9.00) – Schmiedalm (10.20-10.30) – In der Höll (11.00) – Wurzeralm (11.40) – Stubwieswipfel (1786m, 12.55) – Wurzeralm Bergstation (14.30)
  • Höhenmeter und Strecke: 1130 hm | 12.4km
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden
  • Viecher: Röhrende Hirsche

Viel Aussicht war von vorneherein nicht zu erwarten, aber hier war eindeutig der Weg das Ziel – nämlich ein Besuch der „Höll“ mit den berühmten, teilweise mittelalterlichen Felszeichnungen. Den Gipfel gabs als Kür obendrauf. Günter und ich hatten uns entsprechend der Wetterbedingungen vorbereitet mit Winterausrüstung und Spikes im Rucksack. Dank der warmen Böden haben wir diese dann nicht gebraucht – der Steig selbst war bis zum Gipfel schneefrei. Der Abstieg war dieses Mal knieschonend – mit der Bahn ins Tal, dank Priel-AktivCard gratis (so oft man will).

Bei der Ankunft am geräumigen und fast leeren Parkplatz der Wurzeralm Talstation gaben die flachen Quellwolken kurz den Blick auf den Großen Pyhrgas frei:

Großer Pyhrgas frisch angezuckert

Über die Skipiste stiegen wir etwa bis auf 1013m an, dort zweigte ein Wegweiser Richtung Schmiedalm ab. In der AMAP interessanterweise unmarkiert.

Foto von Günter: Bergfahrt der Wurzeralmbahn, links angezuckertes Wurzerkamp (1706m), rechts Schwarzeck (1537m) verdeckt.
Nebelschwaden im Aufstieg zur Schmiedalm
Oberhalb des Steinbruchs der Bosruck-Kamm mit ein paar Zentimetern Neuschnee

Der Forstweg führte beinahe bedenklich nahe an den Steinbruch heran, der erst nach 1980 angelegt und seitdem stetig vergrößert wurde. Noch bis 1980 waren die Forstwegkehren enger und führten etwas direkter auf die Schmiedalm. Etwa im Höhenbereich um 1100hm waren wieder massive Schäden vom September 2024 zu sehen, mit zahlreichen entwurzelten Bäumen. Möglicherweise wurde die Forststraße daraufhin verbreitert, um die zerlegten Bäume abtransportieren zu können.

Bohrrillen von der Sprengung zur Verbreiterung der Forststraße
Rote Becher in die Felsblöcke am Hang gebohrt

Möglicherweise handelt es sich hier um „Softsprengung“ bzw. Quellsprengstoff. In den Bechern stand das Wasser vom vergangenen Niederschlag. Wollte man auf den ersten Frost warten und dass sich die restlichen Felsblöcke dadurch natürlich zerteilten?

Die breite Felswand war aus den Karten so nicht ablesbar. Kein Wunder, dass es keinen Steig direkt zur Schmiedalm gab.
Im Stil von Fred Feuerstein Cartoon-Hinweis – wohl schon etwas älter

Kurz vor der Schmiedalm überflogen zwei große Maschinen des Bundesheers die Wurzeralm ziemlich tief trotz der schlechten Sicht. Aus der Entfernung schwer zu sagen – möglicherweise zwei Herkules.

Bundesheer Fluggeräte im Tiefflug über die Wurzeralm – grenzwertige Sichtflugbedingungen

Wir hielten uns links Richtung Alm:

Schmiedalpe mit der Halterhütte unten

Vor der Jagdhütte legten wir die erste Rast ein.

Private Jagdhütte mit Betretungsverbot oben

Meine Rechnung ging auf – ich hatte darauf spektakuliert, dass man von der Schmiedalm zumindest ein paar Ausblicke hatte, bevor die ersten Schauer im Tagesverlauf heranziehen sollten. Hier waren die verschneiten Rottenmanner Tauern fast gänzlich frei.

Rottenmanner Tauern: Hochgrößen (2115m), Hochrettelstein (2220m); Hochstein (2183m) und Mölbegg (2080m)
Hochrettelstein in der Nahaufnahme
Hochgrößen links, davor der sanfte Höhenzug des Blosen (1724m). Im Vordergrund Salberg (1398m).

Nun begann die Steigsuche in die Höll. Pauli hat den Steig laut seinem Bericht von 2019 nicht gefunden und querte oberhalb weglos in die Höll hinab. Wir hatten hingegen keine Probleme mit der Wegfindung. Der anfangs breite Weg wurde einfach immer schmaler.

Aufbruch in die Höll mit unserem Tagesziel vor Augen
Bequemer und gut auffindbarer Steig, der etwa 70 Meter an Höhe verliert

In der Höll selbst idyllisch ruhig, aber irgendwie auch unheimlich. Der Steig war immer gut erkennbar, etwa in der Grabensohle überstieg man einen Weidezaun und stand dann als erstes bei der Schwarzlacke, einer kleinen Karstquelle.

Beginn der Höll bei der sogenannten Schwarzlacke
Mächtige Felstrümmer eines prähistorischen Felssturz vom Stubwieswipfel
Überall verstreut waren Felszeichnungen zu sehen
Strichmännchen
Leider mit Farbe nachgezeichnet. Authentische Jahreszahlen?
Auch Mama und Anna waren schon hier.
Eine wilde Trümmerlandschaft

Insgesamt soll es 13 Bildfelsen mit über 500 Zeichnungen geben. Nur einige davon waren direkt am Weg gelegen. Besonders bedeutend sollen ein Durchkriechstein mit dem „Mann im Turm“ sowie eine „stilisierte Familie“ sein. Wir fanden nur wenige, aber die Lichtverhältnisse waren auch nicht ideal. Zudem teilte sich der Weg mehrfach in kleinere Pfade auf. Bei einem erneuten Besuch würde ich hier mehr Zeit einplanen.

Ausstieg über eine Holzleiter mit großen Stufen

Nach dem Ausstieg zog es mich nach links und ich kommentierte Günters Einwand, dass auch in die andere Richtung Wegspuren führten, mit „Wuascht. Es führt alles zur Wurzeralm“. Das war zwar korrekt, aber der andere Steig hätte direkt an der rauschenden Teichl vorbeigeführt, die dort in den unterirdischen Karst versickerte. Naja, beim nächsten Mal dann …

Jedenfalls hab ich die Wurzeralm selten so friedlich und menschenleer gesehen. Gleichzeitig hatte unverkennbar der Winter über uns eingehalten.

Wurzeralm mit Teichlboden. Ramesch (2119m) in Wolken

Wir rasteten nur kurz, um Haube und Handschuhe anzulegen, und gingen gleich weiter zur Stubwiesalm. Soweit kam ich letztes Jahr auch im Abstieg vom Hals, musste dann aber aus Zeitgründen gleich weiter zur Standseilbahnstation. Ohne Zeitdruck stiegen wir zuerst eine grasige, relativ gatschige Rinne hinauf, bis die ersten Schneeflecken da waren.

Aufstieg zum Stubwieswipfel, unten die Stubwiesalm (1496m). Gegenüber Halskogel (1686m)
Klassisch für den ersten Schnee: Die direkte Globalstrahlung erwärmt die Steine am Weg, die schneefrei bleiben
Kurze steile Passage mit Stahlseil zum Anhalten
Vor dem letzten Aufschwung kommt eine Art Plateau, immerhin windgeschützt
Wir setzen zum finalen Gipfelsturm an

Im Aufstieg kam uns ein ungewöhnliches Paar entgegen. Eine Einheimische und ein älterer Norddeutscher „ganz schön kalt, wa?“ der glaubte, uns Tage vorher oberhalb der Dr. Vogelgesangklamm gesehen zu haben. „Zwei junge Männer halt.“ Aber da war Günter noch gar nicht da und ich alleine unterwegs.

Gipfelkreuz in Sichtweite

Kurz vor uns stieg dann auch ein vermutlich tschechisches Pärchen ab. Die Frau im Laufdress, der Mann mit kurzen (!) Hosen. Na seawas, aber sie gingen es offenbar ab der Bergstation und dorthin zurück.

Kurz gaben die Wolken den Blick auf die Stubwiesalm frei. Im Einschnitt links schaute knapp der Präwald (1227m) heraus, rechts Seespitz (1574m) in Wolken. Mein Ziel vom übernächsten Tag.

Bescheidene Aussicht Richtung Sengsengebirge

Um kurz vor eins waren wir am Gipfel! Wir waren dick angezogen, ich eher etwas zu warm, und daher war es mit dem Wind gut auszuhalten. Dazu schneite es leicht. Trotzdem schön oder gerade deswegen. Das großartige Panorama musste man sich halt dazu denken.

Gipfelkreuz bei leichtem Schneefall
Kurz wird die Sicht auf den Teichlboden frei.
Der Gipfelgrat zieht sich noch etwas Süden, aber bei den Bedingungen machte eine Erkundigung keinen Sinn.
Wir stiegen bald wieder ab
Die Mäander der Teichl, die in der Höll im Untergrund versickert und nahe der Talstation wieder an die Oberfläche kommt

Wir kürzten direkt zum Linzer Haus ab, um dort vor der Abfahrt einzukehren. Günter wollte am Nachmittag noch nach Hause fahren, ich ins Quartier weiter.

Ernüchterung

Daraus wurde dann nichts, weil der Wirt der Infektionswelle zum Opfer gefallen war. Was mich wenig wunderte – dort waren immer wieder große Seminare und Schulaufenthalte. Ich wusste vom Vorjahr aber noch, dass man auch direkt bei der Bergstation essen konnte.

Ein großer Felssturz vor nicht allzu langer Zeit am Fuß des Stubwieswipfel

Während wir langsam wieder aufstiegen, röhrte – wie schon seit der Höll – laut hörbar ein Hirsch im Hintergrund, mutmaßlich stand er irgendwo unterhalb der Felswand des Stubwieswipfel mit beeindruckender Akustik.

Das Restaurant hatte geöffnet. Wenig los und Skiurlaubatmosphäre mit Tablets und Selbstbedienung. Teures Essen zwar, aber der Kaiserschmarrn war gut. Für uns beide der zweite innerhalb eines Monats nach der Unteren Valentinalm Ende August in den Karnischen Alpen.

Empfehlenswerter Kaiserschmarrn beim Restaurant der Bergstation

In der Standseilbahn waren wir nur etwa vier Fahrgäste und in wenigen Minuten unten.

Vollherbst beim Parkplatz der Talstation

Auch wenn die Gipfelsicht beschränkt war, hatte mir unsere Wanderung sehr gefallen.

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