
Eckdaten:
- Wegführung: Roßleithen Ortsmitte (8.35) – Sengsenthemenweg – Jagasteig (9.35) – Seespitz (1574m, 11.15-12.15) – Michael-Kniewasser-Steig – Gleinkersee (14.15) – Sengsenthemenweg – Pießling-Ursprung (15.40) – Roßleithen Ortsmitte (16.10)
- Höhenmeter und Strecke: 1050 hm | 13.2km
- Reine Gehzeit: ca. 6 Stunden
Letzter Tag vor der Abreise aus Windischgarsten und es sollte der beste Tourentag werden. Ich schwankte bis zuletzt zwischen Mayrwipfl und Brandleck im Sengsengebirge, und Seespitz. Auf den kilometerlangen Asphalt- und Forstweghatscher bis zum Haslergitter hatte ich allerdings keine Lust. Am Gleinkersee konnte ich spontan noch entscheiden, ob ich den Seespitz über Jagasteig oder Normalweg besteigen wollte.
Zum Gleinkersee hatte ich es im Vorjahr nicht geschafft und zum Quelltopf des Pießling-Ursprungs war die Plattform noch nicht ganz fertig. Beides wollte ich jetzt in die Runde einbauen.
Meine Tour begann mit dem früheren Bus von Windischgarsten Kirche weg nach Roßleithen Ortsmitte und dann zunächst den nördlichen Teil des Roßleithen-Sensenthemenwegs, den ich alleine bereits wegen seiner idyllischen Orte und schönen Ausblicke empfehlen kann.

Bei der großen Wiese am Beginn zeigte sich in Höhe des Pießling-Ursprungs ein verdächtiger blauer Fleck. Das ließ meine Vorfreude höher steigen, nun wusste ich, dass mich am Gipfel Sonnenschein erwarten würde.

Der Weg verlief am Unterrand der großen Weide mit zahlreichen Schafen und Lämmern – ein friedliches Bild, angesichts dessen ich gerne ein paar Minuten verweilte und den Rufen der Tiere lauschte.




Der Weg ging danach meistens bergauf, aber in angenehmer Steigung. Später auch zeitweise auf einem Forstweg wechselnd. Das war angesichts des recht gatschigen Bodens auch gut so.


Der Jagasteig
Nach knapp einer Stunde baute sich vor mir der große Parkplatz des Gleinkersees auf, welcher selbst allerdings meinen Blicken verborgen blieb. Ich ging am Forstweg links weiter, auf das Geräusch von schweren Maschinen zu, doch die Forstarbeiten fanden zum Glück oberhalb des Weges statt.

An dieser Stelle daher auch der Hinweis: Ich gehe einen neuen (unmarkierten) Steig nicht, weil er in einer Karte eingezeichnet ist, sondern bereite mich grundsätzlich darauf vor, indem ich nach älteren Tourenberichten, Wegbeschreibungen, Fotos von Schlüsselstellen suche. Wie ist der Weg bei Nässe oder gar Schnee zu gehen? Kann ich alles, was ich aufsteige, auch wieder absteigen, sollte es unerwartete Hindernisse durch Windwurf oder Steinschlag geben? Ich hab grundsätzlich ein gutes Orientierungsvermögen im weglosen Gelände, achte auf Steinmänner oder Farbpunkte oder andere Hinweisgeber, und verwende außerdem GPS mit einer aktuellen Karte.
Für Touristen und unerfahrene Berggeher, die weglose Orientierung im Steilgelände nicht gewohnt sind, kann ich den Steig nicht empfehlen und daher nur raten, die Empfehlungen der Gemeinde Spital am Pyhrn ernstzunehmen. Im Abstieg würde ich ihn selbst nicht gehen wollen, wobei der Michael-Kniewasser-Steig im unteren Teil auch ordentlich steil ist, aber nicht im Absturzgelände verläuft.







Beim Blick auf den Track wähnte ich mich ein Stück weit links von der Steigspur, doch bei einem deutlichen Steinmann machte der Steig einen Haken nach rechts und verlief dann länger querend ansteigend. Möglicherweise würde es links am alten Steig direkt zur Weierbaueralm weitergehen. In alten Karten ist nur diese Spur eingezeichnet, erst in den letzten Jahren wurde diese Variante offenbar aufgelassen.


Nach der Querung des Windwurfbereichs fand ich das erste Stoffseil bei einer kurzen Steilstufe. Danach wieder im steilen Zickzack durch lockeren Wald hinauf. Hier und da Windwurfschäden vom September 2024, aber gut zu umgehen.

Das zweite Seil war schon robuster, aber bei trockenen Bedingungen war es nicht unbedingt notwendig. Ich seh es auch nicht als Schlüsselstelle, sondern die generelle Wegbeschaffenheit und Orientierungsvermögen, den Steig nicht zu verlieren.

Nach 1 Stunde und 40 Minuten für exakt 700 Höhenmeter war es geschafft und ich gelangte auf den markierten Schlussanstieg zum Gipfel. Auch oben befindet sich die identische Warntafel.


Am Gipfel des Seespitz, in früheren Karten Seestein genannt, saß eine junge Frau direkt beim Kreuz und genoss die wärmende Mittagssonne. Als sie aufbrach, hatte ich den Gipfel eine halbe Stunde für mich alleine. Danach stieß noch eine Frau zum Gipfel und im Abstieg gleich eine Dritte, sonst traf ich lange niemanden.

Anders als der Name es vermuten ließe, thront der Gipfel zwar über dem Gleinkersee, von diesem selbst war aber nur das Nordufer zu sehen.



Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Am gleichen Tag versuchte sich ein Mühlviertler Klettermaxl an der Felswand des Stubwieswipfel und musste aufgrund des nassen und teilweise eisigen Fels aus der Wand gerettet werden. Der über Windischgarsten gesichtete Hubschrauber, der Richtung Pyhrnpass flog, war allerdings nicht identisch mit dem Polizeihubschrauber, der zur Rettung eingesetzt wurde, sondern wahrscheinlich privat unterwegs.





Nach einer Stunde Gipfelrast machte ich mich an den Abstieg. Zunächst nur langsam Höhe verlierend durch eine traumhafte Winterlandschaft, in der alles glitzerte.

Die Weierbaueralm, früher Wachteralm genannt, in einer Senke gelegen – man konnte sich kaum einen idyllischeren Ort vorstellen. In den Karten befindet sich zwischen Weierbaueralm und Stubwiesalm ein Steig, der seit 2022 in einer offiziell ausgewiesenen Raufußhuhn-Schutzzone liegt und daher nicht betreten oder befahren werden darf.

Ich blieb auf dem markierten Weg, denn am Stubwieswipfel war ich schon zwei Tage vorher.




Richtig steil und unangenehm blockig mit großen Schritten (statt Kniewasser- könnte er auch Knieschindersteig heißen) wurde der Steig erst im unteren Teil, bevor er im Zickgraben auf den markierten Abstiegsweg der Dümlerhütte traf.



Kurz vor der letzten Steilstufe zum See hinab durchläuft der Weg ein flaches Becken, in dem der Gatsch recht tief stand. Links befanden sich größere Felsen ähnlich wie in der Höll. Vielleicht gab es hier früher einen kleineren See.
Für den Abstieg brauchte ich knapp zwei Stunden, aber nur, weil ich mir im Aufstieg über das Windwurffeld an einem liegenden Stamm das Knie angeschlagen hatte und am Gipfel ein Parkemed brauchte, damit der Schmerz nachließ. Im Abstieg ging ich daher langsam und vorsichtig. Zum Glück blieb es bei einem blauen Fleck. Das hätte am Normalweg auch passieren können.
Dann lag der wunderschöne See vor mir. Im Schatten wars recht zapfig, dort rastete ich nur kurz und beschloss sogleich, den See noch zu umrunden – diese Zeit hatte ich. Dadurch gelangen mir eine Reihe seenswerter Aufnahmen:








Am Nordufer war schon deutlich mehr los mit Touristen. Daher ging ich langsam weiter und schwenkte unbewusst auf den südlichen Teil des Sengsenthemenwegs ein. Dieser geizte nicht mit prachtvollen Panoramen:






Hinterm Baum zweigte der Steig in den engen Graben der Pießling ab. Zum Schluss über eine Brücke und ein paar Meter am Fahrweg hinauf. Dieses Stück kannte ich noch vom Juni 2024. Neu war dann die große Holzplattform über der Pießling. Näher kam man leider nicht heran, der alte Zugang war nach Steinschlag im Herbst 2020 gesperrt worden. Aber auch so ließ sich die gewaltige Dimension der Karstquelle nur erahnen. Im Schnitt treten 2200 Liter pro Sekunde aus der Quelle aus. Unter dem Quelltopf befindet sich ein großes Entwässerungssystem, das den Niederschlag vom Warscheneck aufnimmt. Der Unterwassergang unter dem Quelltopf wurde bis zu einer Tiefe von 80 Metern erforscht. 1987 gab es einen schweren Tauchunfall mit 2 Toten, seitdem ist das Tauchen im Quelltopf verboten.
Roßleithen wurde 1190 urkundlich als Ort Pießling erwähnt, Rossleythen nicht vor 1492.

Im weiteren Verlauf dominieren Sensenwerke und Mühlen den Bachlauf. 1540 wurde dort das Sensenwerk Franz de Paul Schröckenfux gegründet und wasserbetriebene Hämmer errichtet.


Beim Ausgangspunkt von der Früh bei der Bushaltestelle schloss sich der Kreis wieder.
Abschied nehmen
Am Samstag reiste ich mit dem Zug zurück nach Wien. Nach dem Aufstehen wurde ich mit einem grandiosen Sonnenaufgang belohnt. Auch der Himmel war rot gefärbt.

Noch spektakulärer war nur der Blick nach Westen, leider war bei meinem Zimmer das Abflussrohr der Dachrinne im Weg, sonst hätte ich Spitzmauer und Großen Priel leuchtend rot sehen können.

Windischgarsten wollte mich dieses Mal nicht gehen lassen, wie es schien. Am Weg zum Bahnhof musste ich nochmal kurz anhalten. Die Wiesen weiß gefroren, am Himmel mittelhohe Föhnwolken durch die lebhafte Westströmung im Vorfeld von Orkantief AMY, und die höchsten Gipfel des Toten Gebirgs von der Sonne beschienen:


Am Bahnhof genoss ich noch einmal den Blick zur Spitzmauer mit ausgeprägter Altocumulus lenticularis-Wolken (Föhnfisch). Dann stieg ich in den „Intercity“ nach Linz, der sich als einfache Cityjet-Garnitur entpuppte.