Kleiner Bosruck (1466m) über Dr. Vogelgesangklamm, Haller Mauern (29.09.25)

Der Kater der Bosruckhütte zog ein Sauerkrautgesicht

Eckdaten:

  • Wegführung: Spital am Pyhrn Stiftplatz (9.27) – Dr. Vogelgesangklamm – Ardningsattel (1425m, 12.25) – Kleiner Bosruck (1466m, 12.40) – Bosruckhütte (1043m, 13.40-15.00) – Spital am Pyhrn (16.15)
  • Höhenmeter und Strecke: 830 hm | 16.7km
  • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden
  • Viecher: 3 Katzen

Eine Tour mit etwas Wunschdenken am Vortag. Ich klammerte mich an das deutsche Lokalmodell ICON D2, welches zumindest ab Mittag längere Regenpausen sah. Auf diese wartete ich leider vergebens. Die Tour war nicht schwierig, aber mental herausfordernd, trotz weiterer Regenschauer aufzusteigen. Ich dachte mehrmals an Abbruch, aber wollte dann wenigstens den Kleinen Bosruck als Gipfelerfolg feiern – ursprünglich geplant war die Runde übers Karleck.

Rückblickend betrachtet war es zugleich schön, weitgehend alleine unterwegs zu sein – praktisch eins zu werden mit der Natur und den Wetterelementen. Dennoch ist eine Wiederholung bei besserem Wetter Pflicht. Die Dr. Vogelgesangklamm besuchte ich nach 2015, 2018 und 2024 das vierte Mal. Beim nächsten Gipfelversuch vielleicht von Süden (Ardning) hinauf, um Abwechslung hineinzubringen.

Ich nahm den späteren Bus und startete um 9.27 vom Stiftsplatz in Spital am Pyhrn. Im Gegensatz zur Anfahrt mit dem Zug sparte ich mir damit ein paar hundert Meter Wegstrecke. Beim Weggehen regnete es nur leicht vor sich hin.

Fallbach in Spital am Pyhrn

Bei der Klammhütte zückte ich die Pyhrn-Priel-AktivCard und zahlte dadurch keinen Eintritt. Ich war alleine in der Klamm und konnte so stehen bleiben zum Schauen ganz nach Lust und Laune.

Holzstege im unteren Teil der Klamm
Rückblick im mittleren Teil.

Kurz vor dem Ausstieg wurde dann erneut klar, dass das Septemberereignis 2024 längst nicht auf das Tullnerfeld oder Niederösterreich beschränkt war. Auch hier zeigten sich die typischen Schäden anhaltenden Starkregens kombiniert mit kräftigen Windböen – vollständige Entwurzelung der Bäume links und rechts vom Hang. Bei den letzten Besuchen war der Wald noch intakt. In fünf Tagen fielen in Windischgarsten 263mm Niederschlag, im unmittelbaren Staubereich zwischen Bosruck und Pyhrgas dürften es eher 300mm und mehr gewesen sein.

Ausstieg der Klamm mit massiven Windwurfschäden durch Sturm und Starkregen im September 2024

Beim großen Wasserfall mit dem Aussichtspunkt zückte ich nochmal die große Kamera (Canon Powershot G3X), um mit Langzeitbelichtung (freihändig) arbeiten zu können. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.

Der Wasserfall kurz vor dem Ausstieg auf den Zufahrtsweg

Leider fing es dann just in dem Moment erneut an zu regnen mit großen Tropfen und ich musste die Kamera wieder packen. Wenigstens war ich gut ausgerüstet mit Regenhose und Knirps. Nur die robustere Hardshell statt der dünnen Sommerregenjacke wäre die bessere Wahl gewesen, denn so kühlte ich schnell aus.

Nahe dem Parkplatz unterhalb der Ochsenwaldalm wurde der Regen stärker

Dann ging ich das erste Mal bei der Bosrückhütte (1043m) vorbei. Im Regen. Drinnen brannte Licht. Ich dachte das erste Mal daran, hier abzubrechen. Andererseits hatte ich genügend Spielraum und es sollten ja noch Regenpausen kommen. Empfang hatte ich allerdings keinen und konnte entsprechend nicht am Wetterradar nachsehen.

Der Kater schien mich für den Regen verantwortlich zu machen

Die Hinweistafel für das Rohrauerhaus besagte, dass ausgerechnet in dieser Woche von Montag bis Mittwoch geschlossen war, aber selbst regulär hatte die Schutzhütte (!) einen Ruhetag. Das wusste ich zumindest schon vorher und plante daher die Einkehr in der Bosruckhütte oder in der Genußstube weiter unten. Den Weg über die Ochsenwaldalm direkt zum Arlingsattel hatte ich bereits aufgrund der Bodenverhältnisse verworfen – zu gatschig. Bei der großen Kehre, wo es geradeaus zum Rohrauerhaus ging und rechts zum Arlingsattel, lebte auch noch der Nordwind unangenehm böig auf. Gemeinsam mit dem Regen wurde mir kalt – ich hatte ja nur das kurze Leiberl unter dem Gilet und Regenjacke. Zum Glück war nicht allzu weit ein zugänglicher Niedersitz, wo ich zumindest regengeschützt war und mich umziehen konnte. Hier entschied ich, das Karleck auszulassen. Neben mangelnder Sicht und Regen kamen auch noch diverse Sturmschäden und frische Harvesterspuren dazu, die den Abstieg womöglich erschwert hätten.

Am oberen Forstweg (Rundwanderweg Karleck) mit Nebelschwaden am Kamm
Arlingalm mit mehreren privaten Hütten

Ich ging langsam am Forstweg weiter und der Wind schwächte sich vorübergehend ab, ehe er nahe dem Arlingsattel (1425m) wieder zulegte. Laut Wetterstation vor Ort hatte es nurmehr knappe Plusgrade. So fühlte sich das auch an.

Arlingsattel voraus mit erstem Aufschwung zum Bosruck, in Bildmitte die Wetterstation vom Lawinenwarndienst Oberösterreich

Nach kurzer trockener Phase musste ich die Canon erneut in den Rucksack verräumen, da der nächste Regenschauer aufzog.

Der Bosruck blieb eingehüllt, von Norden zogen neue Schwaden auf

Wo ging’s nun zum Kleinen Bosruck? Ich versuchte es erst auf dem gut ausgetretenen Pfad auf der steirischen Seite des Weidezauns.

Arlingsattel von der „falschen Seite“ des Grenzzauns

Der Pfad endete bei großen Felsen, wo mit leichter Kraxelei das sogenannte Kaufer-Bankerl besuchen konnte. Es befindet sich auf der windabgewandten Seite, ohne Regen ein netter Rast- und Aussichtsplatz. Dort hätte ich weiterkraxeln und über den Zaun zum Steig auf der anderen Seite gelangen können, das wusste ich aber nicht.

Kaufer Bankerl (Sitzbank) zwischen den Felsblöcken versteckt

Ich ging wieder zurück und suchte mir dann zwischen den niedrigen Bäumen einen Weg – es gab ohnehin deutliche Steigspuren.

Gipfelaufbau des Kleinen Bosrucks im dichten Nebeltreiben

Nach etwas mehr als drei Stunden Gehzeit erreichte ich den Gipfel des Kleinen Bosrucks mit eigenem Holzkreuz. Ein schöner Platz, wo ich sonst gerne länger hätte verweilen können in völliger Abgeschiedenheit.

Nettes Gipfelkreuz – leider keine Aussicht heroben

Ich schaute weiter, da das Gipfelchen überschritten werden konnte, doch weicht der Steig gleich mal in die steile und felsige Südflanke aus. Dort sah ich durch den Nebel die Fortsetzung nicht und kehrte daher um. Im Nachhinein die richtige Entscheidung.

Gipfelbereich

Im Abstieg lockerte es naturgemäß wieder auf, aber wirklich verpasst hatte ich nichts angesichts der besch…eidenen Aussicht.

Am Rückweg sogar etwas Aussicht auf die ausgedehnte Ochsenwaldalm
Bei so viel Sauwetter blieb wenig Gelegenheit für kunstvolle Naturfotos
Im Abstieg über den Graben
Symbolbild für die Tour: Schnürlregen

Ab dem Graben verstärkte sich der Regen wieder und ich war schließlich sehr froh, als die Bosruckhütte erneut in Sichtweite war. Auch der Kater saß noch draußen unter dem Stiegenvorsprung und schaute griesgrämig.

1000 Mal ging dieser Routinier auf/über das Karleck (1582m) neben dem Kleinen Bosruck

Viel war nicht los, ich war das erste Mal drinnen. Die Fritattensuppe tat gut, mehr wollte ich nicht essen, weil mein Begleiter für die Folgetage am Abend kommen würde und wir gemeinsam essen wollten. Ich blieb sitzen, bis ich innen wieder einigermaßen trocken war. In dieser Zeit hörte es kurzzeitig auf zu regnen. Beim Weggehen fing es erneut an.

Der Mann kehrte auch in der Bosruckhütte ein. Er bestieg den Großen Pyhrgas

Mit einer etwas lautstarken Vierergruppe war dann Schluss mit der Ruhe und ich brach zum Abstieg auf. Kurz vor mir ging noch der Mann, der trotz Regen und Kälte den Großen Pyhrgas bestiegen hatte. Er sah im Gipfelbereich erste Schneeflecken.

Nur für den Feuersalamander war es Schönwetter

Bei der Trattenbacher Genussstub’n, wo ich ohne Regen überlegt hatte, einzukehren, dann die Ernüchterung: Geschlossen wegen Virusinfekt. Das war zugleich nicht verwunderlich, hatte ich doch die Woche mit dem sprunghaften Anstieg an Corona- und Erkältungsviren erwischt. Die echte Grippe zirkuliert allerdings noch nicht. Das ist die Unschärfe der Umgangssprache.

Die Genussstube am Abstiegsweg hatte überraschend geschlossen.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Symbolbild für die Lichtverhältnisse des Tages

Auf den letzten Kilometern zog ich das Tempo an, weil ich den früheren Bus noch erwischen wollte. Der ging sich dann mit knappen zehn Minuten Spielraum aus. Natürlich war der Bus voller Schulkinder und ich der einzige Erwachsene neben der Busfahrerin. Die fragte mich noch, wo genau ich hinwollte, weil wegen den Abbauarbeiten vom Mostbauernsonntag die Haltestelle morgens noch verlegt war. Sie war dann aber eh schon wieder freigegeben.

Der Abendhimmel strafte den Plänen Lügen mit freier Sicht ins Sengsengebirge

Wir kehrten erneut im Gasthaus Kemmetmüller ein, dieses Mal aber drinnen, und sinnierten über das Tourenziel am Folgetag. Denn eine Luftmassengrenze sollte ausgerechnet in der Pyhrn-Eisenwurzen-Region für Dauerregen sorgen. Währenddessen klarte der Himmel auf und der Tag ging trocken und frisch zu Ende.

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