
Der erste Tag stand im Zeichen des Mostbauernsonntags am Hauptplatz in unmittelbarer Nähe des Gasthaus. Dadurch war auch die Bushaltestelle vorübergehend verlegt, aber das sollte mich an diesem Tag nicht stören, denn ich plante vom Hotel wegzugehen und zwei niedrige Mugel abzugrasen in einer Runde. Meine Wettermodelle zeigten im Tagesverlauf punktuelle Regenschauer – wortwörtlich, laut Lokalmodell stecknadelkopfgroße Niederschlagssignale. Das war nicht allzu dramatisch, aber schränkte natürlich die Fernsicht ein.
Eckdaten:
- Wegführung: Unterkunft (8.45) – Gunst (787m, 9.35) – Beginn Steig (10.55) – Radingstein (901m, 11.35-11.55) – Kleiner Hühnersteig (12.50) – Veichltal – Unterkunft (ca. 15.30)
- Strecke und Höhenmeter: 16.1 | 670
- Reine Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
- Viecher: Viele Katzen, 2 Rehe
Der erste Blick aus dem Zimmerfenster zeigte das Tote Gebirge in kompakter tiefbasiger Bewölkung mit Nebelschwaden über dem Talboden. Ironischerweise schien im Ort aber die Sonne.

Der buschige Kater regte sich nicht, als ich die Schiebetür öffnete.

Das war zugleich der Auftakt einer Katzenorgie auf dieser Wanderung.


Ich folgte den Hinweisschildern zum Rundweg über den Gunst, der knapp an einem Bauernhof (Ferienhof) vorbeiführte. Vorsichtig näherte ich mich dem Anwesen – meine Furcht vor Hofhunden ist die letzte Zeit wieder größer geworden, doch hier war sie unbegründet. Stattdessen sah ich fünf Katzen herumspringen, darunter viele Jungkatzen, die scheu im Stall verschwanden.




Hinter dem Hof war der Weiterweg durch den Elektrozaun versperrt, der sich aber leicht übersteigen ließ.


Trotz seiner geringen Mächtigkeit führte ein durchaus steiler Anstieg auf den Gipfel, erst als Forstweg, später als schmaler Waldsteig.

Beim höchsten Punkt mit dem KT-Stein suchte ich vergebens ein Gipfelkreuz, also bastelte ich ein kleines ….


Die eigentliche Aussicht gab es etwas unterhalb – dabei blinzelte die Sonne schüchtern durch die Wolkendecke.


Der Abstieg nach Norden ist durchaus steil – es gibt sogar eine Seilversicherung. Bei Schnee und Glätte wahrscheinlich hilfreich.


Der Steig endet bei einem Wohnhaus (Teichschneider) und bei einer …






Im Anstieg zum Giererkogel bog ich dann rechts ab Richtung Rettenbach.

Die Hinweistafel zeigte nach Norden. Dort stand ein neugebautes Haus und keine weiteren Markierungen. Hinter dem Haus war das Gras aber ausgetreten, so ging ich weiter, bis ich im Wald wieder auf Markierungen traf.

Erst am Rückweg sah ich, dass eine Tafel mit „Befristetes forstliches Sperrgebiet“ am Schranken des Forstwegs stand – allerdings ohne angegebenen Zeitraum und damit ungültig.

Für die folgenden steilen Höhenmeter auf den Gipfel brauchte ich nur 40min, aber die hatten es wirklich in sich.


Erst im oberen Teil begegnete ich den ersten Wanderern – durchwegs Einheimische.


Ich rastete eher kurz, denn ich hatte vor den ganzen Kamm zu überschreiten. Darüber hatte ich nur wenig Infos gefunden. Einheimische rieten von einer Begehung nach starken Regenfällen ab, doch der Boden war noch verhältnismäßig trocken. Umdrehen konnte ich ohnehin jederzeit. Die Neugier siegte dann.

Bei einer Wegkreuzung stand beim Wegweiser Richtung Südwesten „Trittsicherheit erforderlich!“ – wahrscheinlich berechtigt, denn der Steig überwindet einen sehr steilen Hang. Gerade aus stand nichts dergleichen, was mich zuversichtlich stimmte, dass der Kamm machbar sein würde.

Nach einem kurzen Aufschwang kam ein steiler Abstieg in eine Scharte… blass mit blauen Punkten markiert:

Die „Schlüsselstelle“ waren ein paar Meter mit schmalem Steig und abschüssigem, felsdurchsetztem Hang im Wald. Bei ausgeprägter Nässe und Glätte wahrscheinlich unangenehm zu begehen.

Nach der Scharte kam noch ein schmales Stück, und dann steil bergauf mit Windwurf zum drübersteigen. Der Steig war hier etwas abgerutscht, dafür der Hang eher harmlos. Dann erreichte ich den moosigen Kamm und fühlte mich versetzt in die Gutensteiner Alpen …

Der Steig führte genau über den Grat – hier die schmalste Stelle, aber völlig problemlos zu gehen und nirgends richtig ausgesetzt.

Dazwischen hatte man nette Ausblicke zu den weiteren scharfen Erhebungen im Tal, hier gegenüber der Gsperrberg.



Im unteren Teil verlor ich den Steig und kam bei einer Wildfütterung heraus.

Dann traf ich auf den markierten „Kleinen Hühnersteig“, der den Radingberg im Norden hinab zum Rettenbachtal quert. Dort war der sogar der Radingstein angeschrieben – es gab also einen etwas direkteren Abstieg zum markierten Weg.

Im engen Tal des Hinteren Rettenbach verläuft der asphaltierte Radweg an der Nordseite des Radingbergs. Dieses Stück war eher fad und ich hätte mir ein Radl gewünscht. Interessanter wurde es dann im Veichltal – ein schmaler Graben zwischen dem Giererkogel-Sonnwendkogel-Höhenzug und dem Kamm vom Hahnbaum (1453m).

Womit ich aber nicht gerechnet hatte, dass das vermeintlich naturbelassene Teil ausgedehnt beweidet und ackerbewirtschaftet wurde. Ein mehrere hundert Meter langes Maisfeld befand sich in der Talmitte.



Nach der Engstelle hinter dem Steinbruch verdüsterte sich der Himmel und es zeichnete sich bald der erste Regenschauer ab.


Kurz vor dem ersten Hof (‚Veichl‘) fing es an zu regnen, aber ich war vorbereitet und packte meinen Knirps aus.

Wie vorhergesagt, handelte es sich um punktuelle Regenschauer mit eng begrenzten Aufwindtürmen. Dazwischen zeigte sich immer wieder kurz die Sonne und mit 17°C war es durchaus noch einmal recht mild.


Gegen halb vier erreichte ich mein Quartier. Das Gasthaus hatte wegen dem Markt bis 16.30 Küche, sonst sonntags geschlossen. Das war mir allerdings zu früh zum Essen. Ich ging später noch zum Kemmetmüller gegenüber, wo ich bei 13-14°C sogar noch draußen bedient wurde.
Für den ersten Tag war die Tour durchaus passabel. Langsam steigern hieß die Devise.