
Die Zeiten sind vielfach vorbei, wo man mit Wanderkarten aus Papier hantiert hat. Meist sind diverse Apps in Verwendung, von Komoot, Strava, Bergfex, OutdoorActive, Kompass bis Apemap. Manche navigieren auch nur mit Open Street/Topo Map, im schlechtesten Fall mit Googlemaps, das ein krude aufgelöstes Geländemodell hat.
Kartenmaterial (Desktop und Smartphone/App):
Am 8. November 2025 habe ich leider erfahren müssen, dass die von mir oft verwendete Open Topo Map eingestellt wird. Trotz teilweise langer Ladezeiten hab ich sie gerne verwendet, weil sie zum Einen weitgehend aktuell war und zum Anderen sehr detailliert mit einem hochaufgelöstem Geländemodell. Andere Kartenprodukte sind leider oft geglättet und das kann beim weglosen Gehen schon einen gravierenden Unterschied machen, oder bei Querungen im Absturzgelände.
Welche Ersatzprodukte gibt es?
| Werkzeug | App Verwendung | Vor/Nachteile |
|---|---|---|
| Apemap | Ja | externe Karten nutzbar, über Desktop-App Offlinekarten nutzbar, lizensierte Karten |
| GPX-Studio | nein | Tracks selbst erstellen oder gpx Dateien hineinladen und bearbeiten, verschiedene Geländemodelle |
| Bergfex | ja | verschiedene Layer wie amap, osm, satellit |
| Open Street Map | nein (in andere Apps eingebettet) | Cyclo, Tracetrack Topo |
| Outdooractive | nein | Grundlage von Alpenvereinsaktiv |
| Alpenvereinsaktiv.com | ja | Tourenportal des ÖAV, verschiedene Layer (kostenpflichtig), Planung, Hinweise auf Sperren, etc. |
| AMAP | ja (aber negativ bewertet in Summe) | „Zeitreise“ (Karten bis 1880) |
| SRS Map | nein | nur Wiener Hausberge |
| Mapy CZ | ja | In der App lassen sich laut neueren Rezensionen Offlinekarten nicht mehr speichern, von Genauigkeit/Details her sonst Spitze (Desktop) |
| Udeuschle | nein | Gipfel beschriften, derzeit als Underlay OTM |
| Kompass | ja | alle Karten kostenpflichtig bis auf Basemap (keine markierten Wege) |
| Komoot | ja | sehr detailliert, in meinen Augen überfrachtet mit Information (verwende sie am ehesten zum Radfahren) |
| Strava | ja | meist von Bikern genutzt, viele Features, Fokus auf Training/Community |
| All Trails | ja | registrierungspflichtig |
Meine Herangehensweise
Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen an die Tourenplanung. Ich verwende beim Gehen selbst fast nie vorhandene Tracks, die ich auf Blogs oder in einer App finde, also Touren, die schon begangen wurden, sondern recherchiere zuerst akribisch über den Steig, den ich gehen will – unabhängig davon, ob er markiert oder unmarkiert ist, und plane Touren so, wie sie mir am besten passen.
- Wegbeschaffenheit :Schotter, viele Wurzeln, die bei Nässe unangenehm werden können, Blockgelände, Wiesenpfad oder erdig-lehmig [Trittsicherheit]
- Hangneigung: längere Querungen können unangenehm werden, speziell bei Altschneefeldern
- Exponiertheit: Ist es ein schmaler Grat oder ein breiter Wiesenkamm? Gibt es noch Latschen zum Anhalten oder muss man konzentriert steigen/kraxeln? [Schwindelfreiheit]
- Sicherungen: Gibt es Trittbügel, Stahlstifte oder Seilversicherungen zum Anhalten?
An sich harmloses Gelände kann nach einem Regenguss oder dünner Neuschneeauflage schnell tückisch werden, speziell im Abstieg.
Jagdsteige
Meist handelt es sich um unmarkierte oder nur mit Steinmännern oder anderen Hinweisen (Farbtupfer, Absperrband) gekennzeichneten, oft schmalen und manchmal ausgesetzten Steig, der ursprünglich zur Jagd oder von Wild genutzt wurde. Sie erfordern je nach den obigen Faktoren eine gründlichere Vorbereitung als Normalwege. Meine erste alleinige Tour über unmarkierte Steige fand am 5. Mai 2015 in den Gutensteiner Alpen statt. Ich schaute nach Wanderberichten und fand nur wenige, die ich mehrfach las, um mir wichtige Wegabschnitte einzuprägen.
Das ist zugleich das Um und Auf, was ich jedem Leser und jeder Leserin mitgeben möchte: Nicht einfach drauflos gehen, sondern sich auf die Tour vorbereiten! Im flachen Gelände mag es kein Drama sein, wenn man den Steig nicht kennt, allenfalls ärgerlich wegen dem Zeitverlust, wenn man umdrehen oder lange suchen muss, aber in anspruchsvollem Gelände heißt es better safe than sorry! In steilerem Gelände mit potentieller Steinschlag- und Absturzgefahr oder wenn Schlüsselstellen auf- oder abzuklettern sind, ist es besser, man weiß schon vorher, ob man sich den Steig überhaupt zutraut!
Ich möchte das an einem tragischem Beispiel erläutern, weshalb eine Recherche wichtig ist, bevor man einem Routenvorschlag aus einer App folgt, die möglicherweise veraltestes Kartenmaterial enthält.
Tödlicher Absturz im Zillertal am 28. September 2025
Zwei junge Deutsche wollten einer App-Route folgen, die zum Harpfner über die Ahornachalm in die Schluchtstrecke und über Dornau zurück nach Mayrhofen führen sollte. Sie navigierten mit ihren Smartphones, gerieten dabei aber in unwegsames Gelände. Die Frau rutschte auf nassen, teils mit Moos bewachsenen Steinplatten aus und rund 70 Meter tödlich ab (Quelle: Zillertaler Zeitung)

In älteren Karten sind der Abstieg von der Ahornachalm und die Brücke über den Zemmbach noch bis zum Jahr 2010 eingezeichnet. Erst in der aktuellen Fassung fehlt der Abschnitt ab Unterahornbach sowie die Brücke (laut Zillertaler Zeitung in desolatem Zustand).

Leider ist der Steig auch nach wie vor in der Amap noch durchgehend punktiert eingezeichnet, in der Open Topo Map sogar durchgehend (vgl. Diskussion dazu). Wenn ich mir die Drängung der Höhenschichtlinien hier anschaue, speziell im markierten Bereich, dann sprechen wir hier von extrem steilem Gelände mit Absturzgefahr.

Bei Bergfex kann man sich die Hangneigung drüberblenden lassen, auch bei Alpenvereinsaktiv/Outdooractive gibt es diese Funktion. Der sogenannte Almsteig führte also durch einen über 45° geneigten Hang, besser gesagt, eine Wand. Absolutes No-Go, wenn es sich um einen unmarkierten und wahrscheinlich ungesicherten Steig handelt.
Deswegen auch der allgemeine Appell an Wanderurlauber, die nicht allzu oft im Gebirge unterwegs sind – haltet Euch an die markierten Wanderwege, von denen es dort mehr als genug gibt! Ich hätte jedenfalls erst einmal recherchiert, ob ich Berichte zu dem Steig finde und aktuelle Fotos. Öfter werden Jagd- oder Almsteige sehr verwachsen oder verschwinden gänzlich, sobald die Alm aufgelassen/aufgegeben wurde. Es kann auch zu Steinschlag kommen oder ein Wegabschnitt durch Hangrutschungen unbegehbar werden. Auf markierten Steigen wird davor gewarnt, etwa zwischen Bloßboden und Mayrwinkl am Leitersteig (Sengsengebirge) oder in den Leimbichlgräben zwischen Hundalm und Hirschbichl (Berchtesgadener Alpen), wo jeweils zu querende Rinnen ziemlich ausgewaschen oder Teile des Hangs abgerutscht sind.
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Außerdem ist meine Devise, dass ich Jagdsteige bevorzugt im Aufstieg gehe, denn da kann ich jederzeit umdrehen und bin beim Ausgangsort. Im Abstieg kann es je nach Tageszeit oder mangels Alternativen brenzlig werden, wenn es Probleme am Steig gibt. Wenn Steige nur mehr unterbrochen strichliert oder punktiert eingezeichnet sind, bedeutet das, dass Abschnitte verwachsen bzw. nicht mehr vorhanden sind. Dann ist gutes Orientierungsvermögen gefragt. Wenn neue Forststraßen Wälder durchziehen, werden ältere Steige mitunter „abgeschnitten“ und die Querung hat plötzlich eine drei Meter hohe Böschung, die überwunden werden muss. Hinweise auf neue Forstwege liefern etwa Satellitenbilder (bei Bergfex oder in Google Maps z.B.). Ebenso können neue hohe Wildzäune ein Weiterkommen verunmöglichen, oder gleich am Beginn eines Steiges ein Schranken/Gatter sein. Hier helfen auch die Google-Street-View-Perspektiven, wenn der Steig auf einem Fahrweg/Straße startet.
Das Wetter muss schließlich auch passen, denn im Nebel einen Steig im offenen Gelände suchen, etwa im Hochschwab oder Totem Gebirge, kann auch wortwörtlich auf die falsche Fährte locken. Zudem muss man immer damit rechnen, dass das Smartphone ein technisches Problem haben kann, und man plötzlich darauf angewiesen ist, sich nurmehr im Gelände zu orientieren, ohne externe Hilfsmittel. In Summe erfordert die Navigation gerade abseits markierter Wege doch ausreichend Vorbereitung – und auch auf markierten Wegen ist das Wetter nicht egal, oder dass es ein paar Tage davor einen veritablen Wintereinbruch gab, der die Markierungen überdeckt hat.