Fata Morgana

Am 30. Dezember 2019 konnte man auf der Reisalpe (1399m), dem höchsten Gipfel der Gutensteiner Alpen, eine Fata Morgana beobachten:

Ausblick nach Osten bis nach Wien.

Der 220m hohe DC Tower 1 in 60km Entfernung ist deutlich in Bildmitte zu sehen. Im Vordergrund rechts vor den beiden Schornsteinen Bierhäuslberg und Parapluieberg in den Rodauner Bergen als Orientierungspunkt. Im Hintergrund sieht es aus, als ob die Kleinen Karpaten aus einzelnen Zweitausendern bestehen würden. Der Kegel rechts ist die Vysoká (754m) in 126km Entfernung, der schmälere links der Vápenná (Rachsturm, 716m) und am linken Bildrand wäre noch der Scharfenstein/Zaruby (768m), der höchste Berg der Kleinen Karpaten zu sehen.

Ausblick nach Westen zum Hausruck, einem durchschnittlich 600-700m hohen Mittelgebirge in Oberösterreich,

Satte 155km Luftlinie entfernt und wegen der geringen Höhe oft unter einer Dunstschicht verborgen. Auch hier sehen die Erhebungen deutlich verzerrt aus, sie wirken eher wie der Amboss einer Gewitterwolke.

Blick über die Hinteralm (1311m) nach Nordwesten zum Lichtenberg (927m, 115km) ganz rechts.

Links ein eigenartiger Aufsatz, der sich wie bei den anderen Bildern erst zuhause als Luftspiegelung entpuppt. Er sitzt exakt über dem Großarmberg (685m, 115km).

Die markante Dunstschicht in den Niederungen mit der extrem klaren Luft darüber lässt an einem Wintertag nur eine Schlussfolgerung zu, und zwar, dass wir es mit einer ausgeprägten Inversionslage zu tun haben.

Radiosondenaufstieg von Wien-Hohe Warte am 30.12.2019, 13 Uhr MEZ (Quelle: Uni Innsbruck)

Auffallend ist hier die wenig ausgeprägte Temperaturinversion und vielmehr die extrem trockene Schicht in Höhen zwischen 600 und 1000m mit Taupunkten unter -40°C.

Um 10 Uhr registrierten die Bergstationen im Norden Österreichs

  • +0,2°C über -23,1°C auf der Rax (1550m)
  • +1,0°C über -30,1°C am Semmering-Hirschenkogel (1332m)
  • +4,6°C über -27,2°C  am Jauerling (961m)

Das gleiche Wetterphänomen wurde am 11. Februar 2015 am Fichtelberg beobachtet. In diesem Blogeintrag ist die Ursache der Luftspiegelung sehr schön beschrieben:

Sie liegt an der Krümmung von Lichtstrahlen an der Inversionsschicht. Denn mit der Temperaturzunahme und Feuchteabnahme ändert sich auch die Luftdichte und damit der Brechungsindex: Luftdichte = Luftdruck geteilt durch Gaskonstante für trockene Luft und Temperatur. Das Sichtziel wird also ein zweites Mal oder mehrmals in den Himmel gehoben. So können auch Berge über dem Horizont erscheinen, die aufgrund der Erdkrümmung sonst unsichtbar sind.

Weitere Fata Morgana -Beobachtungen in den letzten Jahren

06. Jänner 2025, Anninger

Jubiläumswarte am Eschenkogel (653m) auf dem Anninger,
Iriswiese am Burgstock (Skigebiet am Jauerling), verzerrter Höhenzug

05. Oktober 2022, Pielachtal

Rechts Lampelsberg (819m) mit dem Sender, links eine Rauchwolke bei Linz, genau dahinter der Haugstein (895m), höchster Gipfel des Sauwalds in 138km Entfernung!

Kontrastverstärkung:

Der senkrecht aufsteigende Rauch bildet nach oben hin unnatürliche Formen, der Haugstein hat ebenfalls ein Hauberl, das in der Realität so nicht gegeben ist. Diese Form der Luftspiegelung tritt immer dann auf, wenn die Temperatur mit der Höhe in einer eng begrenzten Schicht markant zunimmt.

28. Dezember 2024, Föhrenberge

Über Kraftwerk Simmering und einige Windräder hinweg sind im Hintergrund einige Erhebungen der Kleinen Karpaten zu sehen. Sie wirken aber ungewöhnlich steil und hoch, und das ist der Effekt der markanten Feuchteinversion aus dem Wien-Aufstieg in den untersten 1000 Metern

02. Jänner 2022, Hocheck (1037m), Gutensteiner Alpen

Ganz links am Bildrand Zaruby (768m,121km), dann Vapenna (716m) und rechts Vysoká (754m)